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Bürokratie lähmt Gastronomie und Hotellerie immer stärker – Gastronom Bernhard Rothenberger macht mit Aktionstag bundesweit aufmerksam

Bernhard Rothenberger

Bernhard RothenbergerLeipzig, 29. April 2016 – Es wird immer schlimmer: Das Gastgewerbe wird durch immer mehr unsinnige Vorschriften regelrecht gelähmt. Darauf machte Bernhard Rothenberger von “Auerbachs Keller” in Leipzig mit einem “Tag der Bürokratie” aufmerksam. Dazu schloss er die beliebte Gastronomie Ende April für einen Tag, erstmals seit zehn Jahren. Mit der Protestaktion erntete Rothenberger bundesweit Reaktionen. Im Interview bei HOTELIER TV & RADIO berichtet er davon.

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Sein Verzweiflungsakt wird voraussichtlich Fortsetzung finden müssen. Rothenberger schätzt, dass er im Laufe des Jahres einen weiteren Tag für Belehrungen in Sachen Bürokratie aufwenden muss. “Die Bürokratie steigt von Jahr zu Jahr”, so Rothenberger. Alls Ankündigungen, diese zu reduzieren, hätten sich nicht bewahrheitet.

Drei Beispiele für übertriebene Vorschriften:

  • In “Auerbachs Keller” gibt es gesetzlich zwingend einen Bildschirmbeauftragten. Der kontrolliert den Abstand der Bildschirme. Eingeführt wurde das vor Ewigkeiten wegen der Strahlung der Röhrenbildschirme. Mittlerweile wurden diese natürlich längst durch Plasmabildschirme ersetzt. Den Bildschirmbeauftragten gibt es per Gesetz aber immer noch.
  • Wegen des Datenschutzes gibt es einen weißen und einen roten Mülleimer. In den roten Mülleimer kommen Briefe, Zettel oder Dokumente, auf denen Namen und Adressen zu sehen sind. Jeden Abend wird der Inhalt geschreddert. Die Schreddermaschine des “Auerbachs Keller” zerkleinerte in Streifen. Sie musste ausgetauscht werden, weil die Maschine Schnipsel schreddern muss.
  • Alle Mitarbeiter erhalten eine Kohlendioxid-Unterweisung. Die ist wichtig bei Schankanlagen, wenn die Ventile für Bier geöffnet werden. Allerdings müssen auch die Mitarbeiter in der Verwaltung diese Unterweisung erhalten. Dabei arbeiten die nur im Büro und bekommen Kohlensäureflaschen gar nicht zu Gesicht.

Übertriebene Vorschriften und bürokratische Regelungen engen das praktisch veranlagte Gastgewerbe mittlerweile teilweise massiv ein. “Unzählige Gesetze, Verordnungen, Vorschriften und Auflagen behindern in Deutschland unternehmerische Initiativen, gefährden Arbeitsplätze und gängeln die Bürger – Bürokratie kostet Zeit und kostet Geld”, fasste es auch auch Guido Zöllick, Chef des Hotels Neptun in Rostock-Warnemünde und Aspirant auf die Position des Präsidenten des Dehoga-Bundesverbandes, zusammen. Vor allem unsere kleinen, mittelständischen und standorttreuen Gastronomie- und Hotelbetriebe würden massiv unter einem stetig wachsenden europäischen und deutschen Bürokratismus leiden. So manch Unternehmer habe die eine oder andere zusätzliche bürokratische Belastung zum Anlass genommen, um sein Geschäft für immer zu schließen.