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Dehoga-Branchenbericht: Gastgewerbe mit Umsatzplus – Jobmotor läuft auf Hochtouren – Energiekosten und Personalgewinnung bleiben Problemfelder

(Berlin, 14. Mai 2014) Hotellerie sowie Gastronomie bewerten ihre Geschäftslage besser als im Vorjahr. So lautet das Ergebnis des Branchenberichts „Winter 2013/14 – Ausblick Sommer 2014“ des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga Bundesverband). „Treibende Wachstumskraft ist der private Konsum“, so Dehoga-Präsident Ernst Fischer auf der heutigen Jahrespressekonferenz. Der Dehoga Bundesverband erwartet für 2014 ein Umsatzplus von 1,5 Prozent. Auf der Problemskala der Betriebe schiebt sich das Thema Personalkosten deutlich nach vorne. „Viele Betriebe verbinden mit dem Mindestlohn die Sorge vor weiteren Wettbewerbsnachteilen“, so Fischer. Das Gastgewerbe ist eine besonders arbeitsintensive Branche, der Personalkostenanteil liegt mit 25 bis 40 Prozent besonders hoch. Zudem schadet der geplante Mindestlohn ab 18 Jahren dem Ausbildungs-Standort, so der Dehoga-Präsident.

Personalgewinnung nennen Hoteliers (32 Prozent) und Gastronomen (34 Prozent) als zentrales Problemfeld (Foto: Reiner Pfisterer/Dehoga)
Personalgewinnung nennen Hoteliers (32 Prozent) und Gastronomen (34 Prozent) als zentrales Problemfeld (Foto: Reiner Pfisterer/Dehoga)


Dehoga: Personalgewinnung nennen Hoteliers (32 Prozent) und Gastronomen (34 Prozent) als zentrales Problemfeld – Aktuelle Sendungen dazu sehen Sie bei HOTELIER TV: http://www.hoteliertv.net/hotel-job-tv

Die Hotellerie bewertet ihre Geschäftslage im Winter 2013/14 besser als im Vorjahr: 36,0 Prozent der Befragten (Vorjahr 26,4 Prozent) berichten von einer guten, 42,6 Prozent (Vorjahr 43,3 Prozent) von einer befriedigenden Geschäftslage. 64,4 Prozent der Betriebe (Vorjahr 54,0 Prozent) konnten ihren Umsatz erhöhen bzw. stabil halten. Insgesamt bleibt die Ertragslage aber angespannt: Steigende Energie- und Betriebskosten sowie wenig Spielraum bei der Preisgestaltung führten bei 45,6 Prozent der Unternehmen (Vorjahr 53,5 Prozent) zu sinkenden Erträgen.

Auch die Gastronomie blickt positiver auf das Winterhalbjahr zurück als im Vorjahr: 35,7 Prozent der Befragten (Vorjahr 21,6 Prozent) berichten von einer guten, 44,9 Prozent (Vorjahr 45,9 Prozent) von einer befriedigenden Geschäftslage. 66,4 Prozent der Unternehmen (Vorjahr 52,5 Prozent) konnten ihre Umsätze stabil halten oder ausbauen. Auch hier haben Kosten und starker Preisdruck allerdings dafür gesorgt, dass die Erträge bei 43,7 Prozent (Vorjahr 54,4 Prozent) der Befragten gesunken sind.
Während Küstenregionen und der Städtetourismus vom milden Winter 2013/2014 profitierten, verzeichneten die klassischen Wintersportregionen der Alpen und Mittelgebirge einen Gästerückgang. Insgesamt nennen Hotellerie (55 Prozent) und Gastronomie (54 Prozent) weiterhin die steigenden Energiekosten mit Abstand als größtes Hauptproblemfeld.

In ihrem Ausblick geben sich Hotellerie und Gastronomie dennoch optimistisch: 84,3 Prozent der Hoteliers (Vorjahr 80,6 Prozent) und 80,1 Prozent der Gastronomen (Vorjahr 78,7 Prozent) erwarten gleichbleibende oder bessere Geschäfte. Gerade die Gastronomie erhofft sich mit Blick auf die gute Konsumlaune, die Wetterlage sowie die bevorstehende Fußball-WM ein gutes Sommergeschäft. Der Dehoga Bundesverband geht daher von einem nominalen Umsatzplus von 1,5 Prozent für das Gastgewerbe im Gesamtjahr 2014 aus.

Jobmotor Gastgewerbe
Erfreulich bleibt, dass 91,3 Prozent der Hoteliers (Vorjahr 89,5 Prozent) und 89,5 Prozent der Gastronomen (Vorjahr 87,9 Prozent) ihren Mitarbeiterstamm halten oder sogar ausbauen wollen. „Die aktuellen Zahlen untermauern, wie nachhaltig unser Jobmotor läuft“, so der Dehoga-Präsident. In den vergangenen zehn Jahren sind im Gastgewerbe 170.000 neue sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze entstanden. Das ist ein Plus von 22,6 Prozent. Zum Vergleich: In der Gesamtwirtschaft waren es im selben Zeitraum nur 10,3 Prozent.

Personalgewinnung
Gleichzeitig wird es für viele Betriebe schwerer, qualifiziertes Personal zu finden. Personalgewinnung nennen Hoteliers (32 Prozent) und Gastronomen (34 Prozent) als zentrales Problemfeld. Gerade, weil es aufgrund des demografischen Wandels immer weniger junge Menschen gibt, müssen Betriebe im Wettbewerb zunehmend Azubis einstellen, die sie früher nicht genommen hätten. „Das macht das Risiko von Fluktuation und Vertragslösungen nicht geringer“, so Ernst Fischer.

„Ein Märchen ist es jedenfalls“, so der Dehoga-Präsident, „dass junge Menschen nicht in unsere Branche wollen. Im Gegenteil: Seit Jahren gehören Koch und Hotelfach in die Top Zwanzig der beliebtesten Ausbildungsberufe.“ Gerade das Gastgewerbe ist eine Branche der Chance: „Wir sind standorttreu, wir verlagern keine Arbeitsplätze ins Ausland. Bei uns bekommt – national wie international – jeder Einstiegs- und Aufstiegschancen, der sich reinhängt, und das ohne Abitur und abseits der großen Ballungszentren.“

Mindestlohn versus Azubivergütung
„Gerade mit Blick auf die Situation der dualen Ausbildung ist der geplante Mindestlohn ab 18 Jahren eine klare Fehlentscheidung“, so Ernst Fischer. Mindestlohn versus Azubivergütung – diese Konkurrenz darf es nicht geben. Wenn einfachste, ungelernte Tätigkeiten mit mehr als 1.400 Euro pro Monat entlohnt werden, gibt es einen starken Fehlanreiz, sich eben nicht für eine Ausbildung mit ein paar Hundert Euro Ausbildungsvergütung zu entscheiden. Der Dehoga fordert deshalb, dass der Mindestlohn für Jugendliche und junge Erwachsene ohne Berufsabschluss oder Studium erst ab frühestens 23 Jahren, besser ab 25 Jahren, gilt.

34 Prozent der Hoteliers (Vorjahr 27 Prozent) und 39 Prozent der Gastronomen (Vorjahr 31 Prozent) verbinden mit dem Mindestlohn die Sorge vor steigenden Personalkosten. Das Gastgewerbe ist eine besonders arbeitsintensive Branche, der Personalkostenanteil liegt mit 25 bis 40 Prozent besonders hoch. Gerechnet auf den gleichen Umsatz werden in der Gastronomie sechs Mal so viele Arbeitnehmer beschäftigt wie im Lebensmitteleinzelhandel. Der Dehoga sieht durch den Mindestlohn kleine und mittelständische Betriebe in strukturschwachen Regionen gefährdet.

„Vor diesem Hintergrund fordern wir eine jährliche Evaluierung der tatsächlichen Auswirkungen des Mindestlohnes. Wir wollen von der Politik wissen – nicht erst 2020 – wie es um die Arbeitslosigkeit bei Geringqualifizierten, die Jugendarbeitslosigkeit und die Auswirkungen auf das duale Ausbildungssystem steht“, so Ernst Fischer. „Die Politik ist gefordert, die Zahlen sorgfältig zu analysieren und bei Negativ-Effekten sofort einzuschreiten.“

Steuerliche Gleichbehandlung von Speisen
„Auch der Mindestlohn ist ein weiteres Wettbewerbs-Benachteiligungs-Gesetz unserer Branche gegenüber“, so Fischer. Der Dehoga kämpft zudem weiter für die steuerliche Gleichbehandlung aller Speisen. „Die Politik redet von Regionalität und gesunder Küche, fördert aber das Gegenteil.“ To-Go-Produkte, Tütensuppe oder Kino-Popcorn werden mit sieben Prozent besteuert, frisch zubereitete Essen im Lokal oder Schul-Mahlzeiten dagegen mit 19 Prozent. Bäcker, Metzger und Supermärkte müssen auf verzehrfertige Speisen nur sieben Prozent aufschlagen. „Unsere Forderung heißt daher schlicht und einfach: Gleichbehandlung mit Lebensmittelhandwerk und -einzelhandel! Sieben Prozent Mehrwertsteuer auf alle Speisen, unabhängig vom Ort des Verzehrs und von der Art der Zubereitung. Das wäre fair, und es wäre eine Konjunkturspritze für die Branche.“

Die Hotellerie hat seit der Senkung der Mehrwertsteuer im Jahr 2010 tausende neue Arbeitsplätze geschaffen und Milliarden, etwa in Modernisierungsmaßnahmen, investiert. Im aktuellen Branchenbericht geben 33,9 Prozent der Betriebe an, ihre Investitionen nochmals gesteigert zu haben. Das ist ein anhaltend hohes Niveau.

Der Dehoga-Branchenbericht „Winter 2013/14 – Ausblick Sommer 2014“ steht hier kostenfrei zum Download zur Verfügung: http://www.Dehoga-bundesverband.de/fileadmin/Inhaltsbilder/Daten_Fakten_Trends/Zahlespiegel_und_Branchenberichte/Branchenbericht/Dehoga-Branchenbericht_Winter_2013_14.pdf