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Pegida: Hetzende Wutbürger schaden Dresdens Ruf – Unternehmen fürchten Fachkräfte-Abfluss – Tourismus bangt um Gäste

Wutbürger: Proteste schaden Ruf Dresdens (Foto: facebook.de, Pegida Dresden)

Wutbürger: Proteste schaden Ruf Dresdens (Foto: facebook.de, Pegida Dresden)(Dresden, 17. Januar 2015) Aufmärsche verblendeter Wutbürger, die sich als vermeintliche “Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes” (Pegida) aufspielen und Islamisierung mit Islamismus gleichsetzen, geraten mit pervertierten Slogans wie “Wir sind das Volk” nicht nur in die Kritik, sondern fügen der Stadt Dresden auch einen großen Imageschaden zu. Denn die Hauptstadt Sachsens gilt angesichts des Pegida-Schattens inzwischen als trauriges Beispiel für Massen, die sich aufhetzen lassen. Der Hightech-Standort fürchtet um sein gutes Image.

“Das Bild, das durch die Proteste von Dresden entsteht, ist sehr verunsichernd”, unterstreicht Diego Schwarz, Verantwortlicher des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft für die Stadt Dresden, im “Spiegel”-Interview. Seine konkrete Angst: Hochqualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland könnten aufgrund der ausländerfeindlichen Stimmung Dresden verlassen.

Dabei ist die Landeshauptstadt auf ihre hochspezialisierten Insider angewiesen. Dresden hat sich nach 1989 zur Technologie-Hochburg gemausert. Viele Start-ups, Nanotechnologiefirmen, Biotechnologieunternehmen, Medizintechniker wie GlaxoSmithKline und nicht zuletzt die berühmte Technische Universität haben sich dort niedergelassen.

Ein Blick auf die Statistik bringt in Sachen Ausländern Klarheit: Exakt 27.063 Ausländer lebten Ende 2013 in der 530.000-Einwohner-Stadt. Von den insgesamt 242.039 gemeldeten sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die in Dresden arbeiten, waren gerade einmal 6.940 Ausländer. Vor dem Hintergrund der Aufmärsche in der Stadt fürchten viele innovative Unternehmen nun eine Abwanderung und letztlich einen drastischen Engpass an Fachkräften.

Forscher verlassen die Stadt
Neben den Hightech-Firmen sind auch Dresdens Touristiker besorgt. Michael Mollau, Direktor des Dorint in Dresden, fürchtet sich vor Gewaltexzessen und damit ausbleibenden Gästen. Ähnliche Befürchtungen hat der Tourismusverband Dresden: “In einem Hotel in der Dresdner Innenstadt hat kürzlich eine arabische Familie angerufen und gefragt, ob man sich noch nach Dresden trauen kann”, heißt es auf Nachfrage.

Betroffen vom Pegida-Wahn ist auch die Wissenschaft. So spürt die Technische Universität Dresden bereits negative Folgen. “Die TU Dresden muss leider in Einzelfällen erleben, dass ausländische Wissenschaftler auf Grund der aktuellen Entwicklungen Dresden verlassen”, sagt Direktor Hans Müller-Steinhagen. Verunsicherung herrscht auch bei ausländischen Studenten. “Das Ansehen von Dresden und Sachsen hat Schaden genommen.”