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Salzburg: Viele Beschäftigte im Tourismus tageweise arbeitslos – Imagekampagne für Hoteljobs – Reports bei HOTELIER TV

(Salzburg, 31. Juli 2013) Das betrifft auch Deutsche: Im Salzburger Land werden immer mehr Beschäftigte im Tourismus tageweise arbeitslos. Rund 400 Unternehmen stehen in der Kritik der Arbeiterkammer, u.a. Kellner und Zimmermädchen bei schwacher Auslastung tageweise in die Arbeitslosigkeit zu schicken und dann wieder einzustellen. Sehen Sie dazu Reports bei HOTELIER TV: www.hoteliertv.net/hotel-job-tv

Salzburg - Viele Beschäftigte im Tourismus tageweise arbeitslos
Salzburg – Viele Beschäftigte im Tourismus tageweise arbeitslos

Diese Praktik geht zu Lasten des Lohns für die Saisonkräfte, unter denen auch etliche Deutsche sind. Da sich immer neue Arbeitssuchende aus dem Ausland um Jobs bewerben, wird sich hierbei wohl nichts ändern. Doch dies geht auch zulasten der Servicequalität. Immer öfter sind Einheimische nicht mehr bereit, zu diesen Bedingungen im eigenen Tourismus zu arbeiten.

Die Wirtschaftskammer Salzburg versucht dagegen, die Arbeit in Tourismusbetrieben mit einer Imagekampagne aufzupolieren. Viele Stellen bleiben im boomenden Tourismus unbesetzt. Mit dem Projekt „Bildung attraktiver Arbeitgebermarken in der Salzburger Tourismuswirtschaft“ soll dieser Entwicklung entgegengewirkt werden.

„Unser Ziel ist es, einerseits die gesamte Branche mit ihren hervorragenden Berufsperspektiven zu präsentieren, andererseits den rund 9.000 Mitgliedsbetrieben konkrete Hilfestellungen zu geben, wie sie sich besser positionieren können“, erklärt Spartenobmann Albert Ebner bei einem Pressegespräch zum Thema am 12. Juni. Das Projekt, das jetzt gestartet wurde, bringt Salzburg auch eine Alleinstellung gegenüber allen anderen Bundesländern und Tourismusregionen in Europa. „Ein vergleichbares Projekt gibt es im Tourismus nirgendwo in Europa“, unterstreicht Ebner.

Das Projekt verfolgt das Ziel, die Tourismus- und Freizeitwirtschaft insgesamt als Arbeitgeber (neu) zu positionieren – das derzeitige Arbeitgeberimage sei in weiten Teilen überholt. Zudem soll auch die Zahl der Interessenten an einer dualen Ausbildung sowie an einem schulischen bzw. akademischen Bildungsweg gesteigert werden. Das Projekt soll zudem so angelegt werden, dass die Betriebe an der globalen Employer-Branding-Strategie der Sparte andocken und ihrerseits Maßnahmen zur Prägung der eigenen Arbeitgebermarke setzen können. Auf diese Weise entstehen wechselseitige Synergieeffekte, die eine effiziente Kampagne auch effektiv machen.

Durch die internen und externen Kommunikations- und Prozess-Optimierungsmaßnahmen, die mit der Bildung einer Arbeitgebermarke verbunden sind, ergibt sich zudem eine Reihe von Synergieeffekten unter den bestehenden Mitarbeiter:

  • Wachsende Mitarbeiterzufriedenheit
  • Höhere Identifikation
  • Steigende Motivation
  • Verringerung von Fluktuation
  • Verringerung von Krankenständen
  • Höhere Leistungsbereitschaft
  • Höherer Output

Aktuelle Befragung innerhalb der Branche
Welche Faktoren machen die Tourismuswirtschaft zu einem attraktiven Arbeitgeber? Wodurch unterscheidet sich die Branche von Mitbewerbern (z. B. Handel oder andere Dienstleistungsberufe) im Wettbewerb um die besten Köpfe? Diesen und weiteren Fragen geht das Institut für Grundlagenforschung im Rahmen des Projektes in einer Befragung von aktuellen Mitarbeitern nach, die im Juni durchgeführt wird. Außerdem werden SchülerInnen befragt, was oder wer ihre Entscheidung für oder gegen eine Ausbildung in einem Hotel oder in der Gastronomie beeinflusst.

Mit den Ergebnissen dieser repräsentativen Umfrage wird ein Kreativkonzept für die Tourismuswirtschaft erarbeitet. Aus den Fokusgruppen mit Branchenvertretern sind dazu bereits interessante Vorschläge gekommen. Beispielsweise wurde die Idee geboren, eine Mitarbeiterkarte für alle 30.000 Beschäftigten in den Tourismusbetrieben zu kreieren, mit denen bestimmte Leistungen bei den Tourismusbetrieben selbst, aber auch in anderen Unternehmen vor Ort vergünstigt in Anspruch genommen werden können. Eine Vielzahl weiterer Ideen werde in den nächsten Wochen intensiv geprüft und dann nach Möglichkeit auch umgesetzt, sagt Ebner.

Viele Ideen für die einzelnen Betriebe
Ein besonderes Anliegen ist es Spartenobmann Ebner, die in den Fokusgruppen und aus den Recherchen der beiden Experten Stumpf und Immerschitt resultierenden Ideen in einen Pool zusammenzufassen und an die Mitgliedsbetriebe weiterzugeben. Das wird in Workshops geschehen, die in allen Bezirken durchgeführt werden. „Wir stellen dazu eine Broschüre mit Ideen zusammen, die beinhaltet, was andere Arbeitgeber gut machen“, erläutert Kommunikationsberater Immerschitt: „In Gesprächen mit Unternehmen aus allen Branchen in Deutschland und Österreich und Benchmark-Analysen konnten wir die interessantesten Ansätze eruieren.“ Der entstehende Ideenpool ist so angelegt, dass Betriebe die für sie am besten geeigneten Maßnahmen herausgreifen, adaptieren und meist ganz einfach umsetzen können.

Grafik_Handlungsfelder

Bei den Workshops – die im Juli und September in allen Bezirken stattfinden – werden den Tourismusbetrieben konkrete Ansatzpunkte an allen Kontaktpunkten der Arbeitgebermarke aufgezeigt. Dabei geht es um Handlungsfelder in der externen Kommunikation – also in der Phase, wenn neue MitarbeiterInnen gesucht werden –, in der Startphase – also wenn neue Mitarbeiter eingestellt und eingeschult werden – sowie in der internen Kommunikation. Hier geht es darum, bestehende MitarbeiterInnen an das Unternehmen zu binden.

Die Angst, dass die Bildung einer attraktiven Arbeitgebermarke die Unternehmen finanziell überfordern könnte, zerstreut Prof. Stumpf: „Unsere aktuelle Umfrage unter 300 Betrieben in Deutschland und Österreich zeigt, dass es in erster Linie darauf ankommt, sich mit den Bedürfnissen der Mitarbeiter auseinanderzusetzen. Aufgabe der Betriebe ist es, die Zusatzleistungen, die geboten werden, zu kommunizieren und dabei das Licht nicht unter den Scheffel zu stellen.“

Finanzielle Anreize spielen – das hat die Umfrage gezeigt – dabei keine so dominante Rolle, wie das oft vermutet wird. Auf die Frage, welche Faktoren einen attraktiven Arbeitgeber ausmachen, antworteten die befragten Unternehmen, das Image und Erfolg des jeweiligen Betriebes, die Zusammenarbeit im Team und die Arbeitsplatzsicherheit am meisten geschätzt werde. Auf die Frage, welche Summen sie für das Employer Branding ausgeben würden, lagen die Angaben zwischen einem und maximal fünf Prozent der Lohnsumme.

Saisonkräfte für Salzburgs Tourismus weiter überlebensnotwendig
Trotz intensiver Bemühungen in der gezielten Anwerbung in- und ausländischer MitarbeiterInnen wird auch in Zukunft an der Beschäftigung von Saisoniers kein Weg vorbeiführen. „Wir lehnen daher das von der Arbeiterkammer Salzburg für die kommende Wintersaison geforderte Nullkontingent kategorisch ab“, betont Ebner. „Ein völliges Aussetzen des Saisonierkontingents würde die Salzburger Tourismuswirtschaft ruinieren!“

AK und Gewerkschaft fordern immer wieder, dass sich die Tourismuswirtschaft Arbeitskräfte vom heimischen Arbeitsmarkt holen soll. Das funktioniert aber leider nicht! Wie eine Studie der WK Salzburg aus dem Februar 2013 belegt, ist der Arbeitsmarkt in der Hochsaison regelrecht leergefegt: Von den 1.220 beim AMS Salzburg gemeldeten österreichischen DienstnehmerInnen waren lediglich 131 „jobready“. Bei den Ausländern (Drittstaaten) von 322 nur 23 und bei Ausländern aus EU-Mitgliedsstaaten 27 von 247. Gleichzeitig hatte die Salzburger Tourismuswirtschaft 977 sofort verfügbare offene Stellen zu besetzen. Der überwiegende Grund für ein Vermittlungshemmnis war eingeschränkte Mobilität gefolgt von Schwangerschaft und anderen Faktoren, die eine Vermittlung verhindern.

„Das Ergebnis beweist, dass die Vermittlung in- und ausländischer Tourismusarbeitskräfte durch das AMS in der Hochsaison einfach nicht funktionieren kann, weil der Arbeitsmarkt leergefegt ist. Wir können daher auch in Zukunft nicht auf Saisoniers verzichten! Ein Nullkontingent wäre ein absoluter Alleingang Salzburgs und würde zu einem erheblichen Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen Bundesländern und Tourismusregionen führen“, betont der Spartenobmann. „Ich fordere daher die Verantwortlich in der AK Salzburg dringend auf, ihre Argumentation noch einmal zu überdenken!“ Bliebe die AK dabei, würde das den wichtigen Arbeitgeber Tourismus ins Mark treffen. „Das kann sicher nicht das Ziel einer verantwortungsvollen Interessenpolitik sein!“, resümiert Ebner.