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Aschewolke: Deutsche Flughäfen weiterhin gesperrt

UPDATE (Berlin, 19. April 2010) Sperre bis 20h: Die Deutsche Flugsicherung hat die Beschränkungen für deutschen Flugraum abermals verlängert. Die Ausfälle bedeuten täglich einen Verlust von rund 200 Millionen US-Dollar für die Fluggesellschaften, teilte IATA mit. Die Folgekosten für Reiseveranstalter, die ihre Urlauber nur unter Mühen und erheblichen Mehrkosten heimholen können, sind noch nicht zu beziffern.

Aschewolke - Verbreitung über Europa (Grafik: Volcanic Ash Advisory Centre/Met Office London)
Aschewolke - Verbreitung über Europa (Grafik: Volcanic Ash Advisory Centre/Met Office London)

Die Auswirkungen für die Touristik und Teile der Wirtschaft sind gravierend. Inwieweit deutsche Hotels von den Flugausfällen betroffen sind, war nicht klar. Doch dürften bei Business- und Konferenzhotels etliche Gäste fernbleiben. Aktuell ist die Nachfrage nach Videokonferenztechnik, wie sie auch einige Hotels anbieten, gestiegen.

Heute abend soll ein erstes deutsches Forschungsflugzeug aufsteigen, um die für Jetdüsen gefährlichen Aschepartikel aufzuspüren. Ein Test des Deutschen Wetterdienstes am Wochenende südlich von München hatte die Ascheteilchen nachgewiesen, wird berichtet. Bislang sind nur Computerberechnungen des britischen Volcanic Ash Advisory Centre über die Ausbreitung der vom isländischen Vulkan Eyjafjallajökull („Inselberggletscher“) stammenden Aschewolke, die bei Verbrennung von Lava auf Gletschereis entsteht, verfügbar. Allerdings konnten bei einem Forschungsflug am Sonntag über Großbritannien Aschepartikel nachgewiesen werden.

Der Deutsche Wetterdienst prognostiziert eine weitere Belastung des Luftraums über Deutschland mit Aschepartikeln. Bis heute früh soll fast ganz Deutschland – außer Teilen von Sachsen und Bayern – unter einer Aschewolke, die bis in sechs Kilometern Höhe hinauf reiche, liegen.

Am Sonntag durfte eine TUIfly-Maschine in Hannover mit 165 Urlaubern landen und weitere in Hamburg und Berlin starten. Rund 700 TUI-Gäste wurden von Mallorca nach Barcelona geflogen und dort – nach einer Übernachtung – per Bus in 20 Stunden nach Frankfurt/Main gebracht.

Rechtsfragen bei Stornierung von Pauschalreisen
Ein Rechtsanspruch auf kostenlose Stornierung der Pauschalreise besteht jedoch aufgrund der höheren Gewalt nicht. Die führenden Veranstalter, die im Branchenverband DRV engagiert sind, bemühen sich um kulante Regelungen, um die Auswirkungen für die Urlauber so gering wie möglich zu halten.

Chaos im Flugverkehr wird noch Tage anhalten
Der Vulkanausbruch in Island hat zu einer in diesem Umfang bisher noch nie dagewesenen Schließung deutscher Flughäfen geführt. Der Luftverkehr in weiten Teilen Europas und insbesondere in Deutschland ist nahezu zum Erliegen gekommen. Fluggäste warten auf ihre Flüge – viele sitzen im Ausland fest. Flugzeuge und Personal müssen erst wieder zu den planmäßigen Einsatzorten gelangen. Der Flughafenverband ADV geht davon aus, dass die umfassenden Schließungen zu länger anhaltenden Verzögerungen im Luftverkehr führen werden. “Es wird einige Tage brauchen, bis wieder zum regulären Flugbetrieb zurückgekehrt werden kann. Jetzt geht es um pragmatische Ausnahmen für eine Zeit größter Anspannung”, erläutert Ralph Beisel.

Interview mit TUIfly Pilot Jörn Mahringer zur Aschewolke aus Island
Die Aschewolke befindet sich auf einer Höhe von 6 bis 11 km. Warum kann man eigentlich nicht unter der Wolke fliegen?
Jörn Mahringer: „Die Luftdichte nimmt mit zunehmender Flughöhe ab. Auf einer geringeren Flughöhe von z.B. 4 bis 5 km ist der Luftwiderstand so enorm, dass die Treibstoffkapazität in den Tragflächen für die Durchführung eines Fluges nicht ausreicht. Überflüge in einer Höhe von ca. 12 km über Deutschland sind dagegen seit Freitagabend seitens der Deutschen Flugsicherung wieder erlaubt.“

Warum ist es so gefährlich durch eine Aschewolke zu fliegen?
Mahringer: „Eine Auswirkung ist der sogenannte ‚Sandstrahleffekt‘. Beim Auftreffen der Aschepartikel auf das Flugzeug wird dieses wie beim Sandstrahlen angeschliffen. Das kann dazu führen, dass die Cockpitscheiben ‚erblinden‘. Somit ist eine freie Sicht, die zu einer sicheren Landung notwendig ist, unmöglich. Als zweiter Effekt kann sich die Asche im Triebwerk absetzen, dort festbrennen und somit die Strömung verändern, was zum Ausfall des Triebwerks führen kann. Weiterhin kann die Asche die Messsonden zur Höhen- und Geschwindigkeitsermittlung verstopfen.