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Ausländische Hotelgesellschaften erobern China

Quelle: bfai, 19. Februar 2008

Zahlreiche Neueröffnungen bis 2010 / Lieferchancen für Anbieter von Gebäudetechnik und Hotelausstattung

Ausländische Hotelgesellschaften dominieren in China das Fünf-Sterne-Segment. Sie benötigen nicht nur moderne Gebäudetechnik, sondern auch hochwertige Haushaltwaren oder Sanitärkeramik, die sie oftmals importieren. Daraus ergeben sich umfangreiche Lieferchancen für die Zukunft, denn zwischen 2008 und 2010 werden mehrere Hundert Häuser ihre Tore öffnen. Die meisten entstehen außerhalb der Boomregionen im Landesinneren. Auch die Sonderverwaltungsregion (SVR) Macau zieht zahlreiche Investoren an.

Wer nach China reist, kann bereits jetzt in einem der zahlreichen Hotels ausländischer Ketten übernachten. Nach Angaben der China National Tourism Administration (CNTA) waren Anfang 2008 über 40 internationale Gesellschaften im Land vertreten. Sie betrieben mehr als 500 Häuser. Zumeist handelt es sich um Fünf-Sterne-Hotels, die in den wichtigsten Zentren des Landes gelegen sind.

Dort treten sich die Anbieter aber bereits auf die Füße. Insbesondere in Beijing dürfte sich die Situation zuspitzen. Pünktlich zum Beginn der Olympischen Spiele 2008 eröffnen dort zahlreiche Häuser. Ähnlich sieht die Lage künftig in Shanghai aus. Dort lockt die Weltausstellung 2010 zahlreiche Hotelgesellschaften an und treibt das Zimmerangebot weiter in die Höhe. Die ausländischen Ketten konzentrieren sich daher mittel- und langfristig auf die sogenannten Second-Tier Cities. Dabei handelt es sich um Metropolen mit mehreren Millionen Einwohnern im Landesinneren beziehungsweise außerhalb der ökonomischen Zentren.

In diesen Städten besteht ein teilweise enormer Nachholbedarf nach Fünf-Sterne-Häusern. Getrieben wird die Nachfrage einerseits von der anziehenden ökonomischen Entwicklung des Hinterlandes, denn in den Boomregionen steigen die Produktionskosten rasch an und Unternehmen verlagern ihre Fertigung. Zudem gewinnt der Inlandstourismus stark an Bedeutung. Immer mehr Chinesen können sich eine Flugreise leisten und erkunden das eigene Land. Dabei wollen viele nicht mehr nur in einfachen Herbergen absteigen.

Mehrere Hundert Hotels ausländischer Gesellschaften dürften zwischen 2008 und 2010 in China ihre Tore öffnen. Wie die Pläne der großen internationalen Ketten zeigen, werden in ganz China Expansionen in Angriff genommen.

Einen Investitionsschwerpunkt bildet die Sonderverwaltungsregion (SVR) Macau. Seit der Liberalisierung des Spielbankensektors haben US-amerikanische Gesellschaften einen zweistelligen US$-Mrd.-Betrag in riesige Kasino-Hotel-Komplexe gepumpt. Im Herbst eröffnete das 3.000 Zimmer große “Venetian” seine Tore. In unmittelbarer Nachbarschaft entstehen zahlreiche weitere Hotels. Bis 2011 sollen rund 20 Vier- und Fünf-Sterne-Häuser kommen.

Besonders aktiv in China ist die US-amerikanische Starwood-Gruppe. Sie will alleine bis Ende 2009 knapp 40 Hotels der Marken Westin, Four Points, Sheraton und Meridien eröffnen. In Guangzhou, der Provinzhauptstadt Guangdongs, plant die Gesellschaft gleich ein halbes Dutzend Luxushotels. Im ehemaligen Kanton gab es – obwohl die Region zur reichsten des Landes gehört – bis 2007 kein einziges Fünf-Sterne-Haus nach westlichem Standard.

Damit soll nun Schluss sein. Bis 2010 werden in der gesamten Provinz nach Angaben der Guangdong Provincial Tourism Administration zwischen 40 und 50 Luxushotels entstehen. Die meisten von ihnen werden in Guangzhou gelegen sein, denn die benachbarten Metropolen wie Dongguan oder Shenzhen sind bereits bestens ausgestattet.

Im nur wenige Kilometer entfernten Hongkong ist die Hotelkonjunktur derweil flau. Die Anzahl der verfügbaren Zimmer dürfte sich zwischen 2008 und 2010 nur geringfügig erhöhen. Die Branche leidet unter den stark gestiegenen Mieten und Grundstückspreisen, die einen Hotelbetrieb immer unrentabler machen. Anfang 2008 wird das erst 1993 fertiggestellte Ritz Carlton sogar abgerissen.

Die französische Accor-Gruppe ist ebenfalls ein wichtiger Mitspieler in China. Sie unterhält nicht nur Luxushotels, sondern auch zahlreiche Häuser der sogenannten Tourismusklasse. Insgesamt will der Konzern nach eigenen Angaben bis 2010 über 62 neue Hotels mit insgesamt 25.000 Zimmern im Reich der Mitte eröffnen. Anfang 2008 unterhielt er “nur” 50 Häuser mit 15.000 Zimmern.

Auch die Mariott-Gruppe blieb nicht untätig. Sie plant bis 2010 die Eröffnung von 20 neuen Häusern, und zwar ausschließlich im Premiumsegment. Der Konkurrent Shangri-la visiert bis 2011 rund 12 zusätzliche Luxushotels in der Volksrepublik an. Seine Strategie zielt jedoch nicht so stark aufs Hinterland wie die der Wettbewerber. Anlässlich der Weltausstellung 2010 in Shanghai sollen dort drei zusätzliche Hotels auf den Markt kommen.

Hotelprojekte in China (Auswahl) *)

Akteur Geplante Neueröffnungen Regionale Schwerpunkte
Starwood (Westin, Sheraton, Four Points, Meridien) Bis 2009: 38 Häuser, bis 2011: 41 Häuser Guangzhou, Tianjin, Macau Hainan
Accor (Novotel, ibis, Mercure, Sofitel) Bis 2010: 62 neue Häuser mit 25.000 Zimmern Landesinnere
Intercontinental Group (Holiday Inn, Intercontinental, Crown Plaza) 58 Hotels im Jahr 2008 k.A.
Shangri-la Bis 2011: 12 neue Häuser Shanghai
Mariott Bis 2010: 20 neue Häuser k.A.
Mandarin Oriental Bis 2010: 4 Häuser Südchina
Hyatt 2008: 3 Häuser  

*) einschließlich Hongkong und Macau
Quelle: Unternehmensangaben

Die Investitionspläne bieten umfangreiche Geschäftsmöglichkeiten für die verschiedensten Zulieferbranchen, denn die Häuser sollen internationale Standards in Sachen Komfort und Sicherheit erfüllen. Einheimische Produkte können den hohen Ansprüchen dabei nicht immer genügen. Wer einmal in China sein Zimmer inspiziert, dürfte feststellen, dass zahlreiche Artikel von ausländischen Anbietern stammen.

Auch die Einkaufschefs der großen Hotelketten bestätigen, dass auf ihren Bestelllisten viele westliche Namen auftauchen. Lieferchancen gebe es einerseits auf dem Gebiet der Gebäudetechnik. So benötigen die oft mehrere Hundert Meter hohen Häuser eine moderne Sicherheits- und Überwachungstechnik. Auch im Bereich Klimatisierung und Beleuchtung bekommen oftmals internationale Systemanbieter den Zuschlag.

Weitere Chancen ergeben sich bei der Ausstattung der Zimmer, aber auch der Hotelküchen. Vor allem die Restaurants benötigen hochwertiges Porzellan und Besteck, das zudem belastungsfähig und einfach zu reinigen sein muss. Produkte aus Europa erfreuen sich daher besonderer Beliebtheit. Auch bei der Ausstattung mit Kochgeschirr und Elektrogeräten besteht Bedarf an Importartikeln.

In den Badezimmern der Hotels kommt nach Angaben eines Branchenkenners überwiegend ausländische Sanitärkeramik zum Einsatz. Chinesische Konkurrenzprodukte seien zwar nahezu zehnmal billiger als Einfuhren, dafür müsse man sie allerdings auch nach wenigen Jahren wieder austauschen.

Positiv für deutsche Zulieferer wirkt sich aus, dass in den meisten Luxushotels internationales Personal im Verwaltungs- und Gastronomiebereich arbeitet. In vielen Fällen stammen der Küchenchef oder der General Manager sogar aus Deutschland. Das erleichtert die Kontaktaufnahme. Zudem dürften ihnen zahlreiche Marken- und Nischenanbieter aus ihrem Heimatland, die ansonsten in China wenig bekannt sind, geläufig sein.