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Berlin: Ferienwohnungen im Wohngebiet verboten – Urteil: Vermietung ist rücksichtslos

(Berlin, 03. März 2014) Wichtiges Urteil für die Hotellerie: Die Nutzung von Wohnungen als Ferienwohnungen im allgemeinen Wohngebiet kann gegen das Gebot der Rücksichtnahme verstoßen. Das hat das Verwaltungsgericht Berlin in einem Eilverfahren entschieden (Beschluss der 13. Kammer vom 21. Februar 2014/VG 13 L 274. 13).

Eilurteil in Berlin: Ferienwohnungen im Wohngebiet sind ab sofort verboten
Eilurteil in Berlin: Ferienwohnungen im Wohngebiet sind ab sofort verboten

Die Antragstellerin ist Eigentümerin eines Wohnhauses in einer durch Wohnnutzung geprägten Gegend in Berlin-Pankow. Ab April 2013 beschwerten sich Mieter beim Antragsgegner insbesondere über Lärmbelästigungen in der Nacht und am Wochenende (etwa durch den Ein- und Auszug von Feriengästen, laute Musik oder versehentliches Klingeln). Nach bauaufsichtlicher Kontrolle vor Ort stellte das Bezirksamt Pankow von Berlin fest, dass eine Reihe der insgesamt etwa 30 Wohnungen als Ferienwohnungen genutzt wurden. Darauf untersagte die Behörde dies unter Anordnung des Sofortvollzugs. Hiergegen wandte die Antragstellerin ein, die tatsächlich ausgeübte Nutzung halte sich im Rahmen der gewöhnlichen Wohnnutzung und es liege kein Beherbergungsbetrieb vor.

Die 13. Kammer bestätigte die Untersagungsverfügung. Die Nutzung der Wohnungen als Ferienwohnung verstoße gegen das baurechtliche Gebot der Rücksichtnahme. Bei dieser Nutzung handele es sich planungsrechtlich nicht mehr um Wohnen, sondern um eine gewerbliche Nutzung, die im allgemeinen Wohngebiet nur ausnahmsweise zulässig sei. Ferienwohnungen in Mehrfamilienhäusern seien wegen der mit ihnen typischerweise verbundenen Belastungen regelmäßig problematisch und verstießen deshalb gegen das Rücksichtnahmegebot. Soweit die Antragstellerin die Nutzung als Ferienwohnung bestritten hatte, fand das Gericht dies durch zahlreiche objektive Indizien widerlegt (Fantasienamen auf Klingelschildern, Wäschewechsel nach Ein- und Auszug, Informationsblätter in Fremdsprachen, die Festlegung von Check-in- und Check-out-Zeiten, fehlende melderechtliche Anmeldung). Schließlich seien die Befugnisse nach der Bauordnung durch das Instrumentarium des neu erlassenen Zweckentfremdungsverbot-Gesetzes nicht eingeschränkt; vielmehr stünden Baurecht und Zweckentfremdungsrecht verfahrensrechtlich nebeneinander.

Gegen den Beschluss ist die Beschwerde an das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg zulässig.

Medienberichten zufolge werden in Berlin bis zu 15.000 Mietwohnungen als Ferienwohnungen genutzt. Das Berliner Abgeordnetenhaus erließ deshalb Ende vergangenen Jahres ein Gesetz über das Verbot von “Zweckentfremdung von Wohnraum” mit zweijähriger Übergangsfrist. Ausnahmegenehmigungen soll es demnach geben, wenn die Fremdnutzung im Interesse des Gemeinwohls liegt, also etwa für Arztpraxen, Tagesmütter oder die Unterbringung von Asylbewerbern.