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Booking.com gibt nun auch in Deutschland ein bisschen nach: Verhasste Bestpreisklausel wird lediglich teilweise eingeschränkt

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UPDATE (Berlin, 19. Mai 2015) Booking muss auf massivem Druck der EU-Kommission hin nachgeben, aber nur ein bisschen: Die unter Hoteliers geradezu verhasste Bestpreisklausel werde nun auch in Deutschland aufgegeben, heißt es iFuture Meeting Spacen einer Pressemitteilung. Dies betreffe die Ratenparität zu anderen Onlinebuchungsportalen, nicht jedoch die Zimmerpreise der Hotels selber. Wie in anderen westeuropäischen Ländern fordert booking.com als wohl stärkstes Hotelportal von seinen Hotelpartnern dieselben Preise wie in den Hotel-eigenen Internet Booking Engines (IBE). Damit sind auch die deutschen Hoteliers von ihrer Preishoheit immer noch weit entfernt.

Denn auf booking.com als Gästebringer kann man kaum verzichten, gerade im Hinblick auf deren weit entwickelten Buchungstechnologie für mobilen Abruf, klug aufgestellten Corporate-Buchungstools und erheblichen Werbekraft im Web.

Nach den neuen Regeln wird Booking.com im Verhältnis zu anderen Online-Hotelbuchungsportalen die bislang verlangte Preis-, Verfügbarkeits- und Konditionenparität spätestens zum 1. Juli aufgeben, wurde mitgeteilt. Womöglich werden die AGB schon früher geändert. Dies habe das Portal der mächtigen Priceline Group bereits in Schweden, Italien und Frankreich umgesetzt und will die Ratenparität auch in weiteren westeuropäischen Ländern umstellen.

Ob diese kosmetische Maßnahme – ganz nach dem Motto: ein wenig ändern, damit eigentlich alles bleibt wie es war – zu mehr Sympathie unter Hoteliers führt, bleibt abzuwarten. Booking.com wurde unlängst massiv wegen andauernden Domain Grabbing – Adwords-Werbung mit dem Namen des Hotelpartners – offen kritisiert; wir berichteten.

„Mit diesem Vorgehen missachtet Booking.com in krasser Weise die erst am 2. April 2015 ergangene Abmahnung des deutschen Bundeskartellamtes, das diese von Booking.com angebotenen Deals als eindeutig unzureichend eingestuft hat. Ebenso setzt sich Booking.com mit diesem Vorgehen über die einschlägige Rechtsprechung des Oberlandesgerichts Düsseldorf hinweg“, kritisiert Markus Luthe, Hauptgeschäftsführer des Hotelverbandes Deutschland (IHA).

„Als der Marktstärkere versucht Booking.com mit dem Brecheisen für sich vorteilhafte Regelungen gegenüber der Hotellerie durchzusetzen und ignoriert Rechtsprechung und Kartellamtsentscheidungen. Wir sind zuversichtlich, dass das deutsche Bundeskartellamt diese Wild-West-Methoden nicht akzeptieren wird“, erklärt Luthe. „Für Hotels in Deutschland hat die Ankündigung von Booking.com somit rechtlich betrachtet keinerlei Relevanz und dient einzig und allein dem Zweck, Unsicherheit und Verwirrung bei in- und ausländischen Hotelpartnern zu stiften.“

Die vorgeschlagenen Selbstverpflichtungen der Priceline-Tochter sehen vor, die Best-Preis-Klausel nicht mehr in Bezug auf andere Vertriebsportale einzufordern. Auch Verfügbarkeits- und Konditionenparität bezüglich anderer Portale will Booking.com aufgeben. Die Online-Vertriebskanäle der Hotels sollen allerdings weiterhin den Paritätsklauseln unterliegen, so dass der Hotelier auf seiner eigenen Website keine besseren Konditionen bieten darf als bei Booking.com. Das Hotel dürfe dort sogar nicht einmal über günstigere Preise auf anderen direkten Buchungskanälen informieren.

„Die deutsche sowie die europäische Hotellerie weigert sich, solche Einschränkungen ihrer unternehmerischen Freiheit bei der Gestaltung von Preisen und Konditionen zu akzeptieren. Sie lässt sich vom marktführenden Online-Buchungsportal auch nicht in der Wahl ihrer Kommunikationskanäle auf Medien des 20. Jahrhunderts wie Telefon, Telefax oder Brieftaube einschränken“, weist Luthe auf die Paradoxie des Vorgehens hin. „Wir sind vielmehr weiterhin der klaren Meinung, dass jegliche Art von Paritätsklauseln grundsätzlich wettbewerbswidrig und zu untersagen sind.“

Die von den Kartellbehörden in Frankreich, Italien und Schweden am 21. April 2015 angenommenen „Selbstverpflichtungszusagen“ von Booking.com sind zudem noch nicht rechtskräftig. Darüber hinaus erklärte am 7. Mai 2015 das Handelsgericht in Paris Best-Preis-Klauseln von Expedia für nichtig; ebenso ist ein Verfahren gegen die Paritätsklausen von Booking.com beim französischen Handelsgericht noch anhängig. „Es sieht nicht so aus, als sei den dortigen Zugeständnissen, die von Booking.com jetzt auch einseitig auf Deutschland ausgedehnt werden sollen, ein besonders langes Mindesthaltbarkeitsdatum beschieden“, zeigt sich Luthe zuversichtlich.