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Heinz Horrmann wird 70 – Ein Leben für die Spitzenhotellerie

Von Carsten Hennig

(Berlin, 26. Januar 2013) Hotelautor, Restauranttester, TV-Star: Heute feiert Heinz Horrmann seinen 70. Geburtstag. Der international bekannte und geachtete Publizist liebt zwar den Golfsport, doch kann sein Handicap nur selten auf den schönsten Greens verbessern. Der 1943 in Düren zwischen Köln und Aachen geborene Journalist befindet sich inmitten seiner nunmehr dritten Karriere als TV-Liebling. In zahlreichen Sendungen wie zum Beispiel der Vox-Show “Promi Kocharena” sitzt er mit seinem langjährigen Freund Reiner “Calli” Calmund in der Jury und macht sich mit deftigen Kritiken (“Sieht aus wie ein Tankerunglück”) nicht immer nur Freunde unter den Spitzenköchen.

Heinz Horrmann wird 70 Jahre alt
Heinz Horrmann wird 70 Jahre alt

Aber das ist sein Leben – vom Zeitungsreporter beim Kölner “Express” und der “Bild” (hier geriet er mit in den Strudel um die Wallraff-Affäre “Hans Esser”) zum langjährigen Geschäftsführenden Redakteur der “Welt”. Seine wöchentliche “Hotel-Seite” im Reise-Teil der großen deutschen Tageszeitung wurde bald zur Pflichtlektüre in den Chefetagen der internationalen Spitzenhotellerie. Man versucht freilich, ihn für sich einzunehmen. Da schrieb einmal die deutsche PR-Chefin einer sehr namhaften Luxushotel-Kette an ihre Kollegen in Kalifornien, wie man mit dem Besuch von “Mr. Horrman” zu verfahren habe: roter Teppich am Eingang, Gepäck rasch aufs Zimmer, drei Kissen auf dem Bett. Diese E-Mail ging damals irrtümlich auch an den Autor dieses Beitrags. Heinz Horrmann war sicherlich angenehm überrascht von soviel Aufmerksamkeit, aber ließ sich nie vereinnahmen.

Unvergessen ist auch seine Kritik an den paradiesischen Gärten den Spitzenresorts Mardaval auf Mallorca:  Horrmann druckte seine Verbesserungsempfehlungen ab, natürlich ohne Rücksprache mit dem Hotelinhaber Stefan Schörghuber. Dieser geriet in Zorn bei Erscheinen des Hoteltests, ließ aber prompt die Bulldozer anrollen und den Garten neu anlegen. Was viele nicht wussten: Horrmann war zur dieser Zeit sogar Mitglied des Aufsichtsrates der Design Hotels, damals im Vollbesitz von Schörghubers Firmenimperium. Doch diese Berater-Tätigkeit hatte keinen Einfluss auf seine publizistischen Grundsätze. So war der vereinzelt aufgekommene Vorwurf, Horrmann pflege eine zu große Nähe zu den Hotelchefs und ließe diese gut dastehen in seinen Artikeln, stets ungerechtfertigt. Horrmann sitzt als guter Journalist nicht auf den Stühlen, sondern zwischen den Stühlen.

Seine Kritiken an Küche und Keller und seine hohen Maßstäbe an Service und Sauberkeit sind legendär. Als offizieller Hoteltester der altehrwürdigen Vereinigung The Leading Hotels of the World entschied er so über manches Wohl und Wehe in der Tophotellerie. Durch sein jahrzehntelanges, weltweites berufliches Netzwerk entwickelte er sich für etliche Top-Nachwuchsmanager zum “Königsmacher”. Heinz Horrmann stellte sein Leben in die Tradition der feinsinnigen Publizistik über Gastrosophie, Savoir Vivre und erlesene Genusswelten. In 36 Büchern – und das ist im Genre der Hotel- und Genussdruckwerke Weltrekord für einen Einzelautor! – kann man die vergangenen vier Jahrzehnte Historie in der Luxuswelt nachlesen. Äußerst beliebt ist seine Kurzgeschichten-Reihe “In fremden Betten”, von der kürzlich Band Nummer Fünf erschienen ist.

“Tafelspitz” mit Edutainment-Faktor
Heinz Horrmann legt dabei gar keinen gesteigerten Wert auf den erhobenen Zeigefinger des ewigen Nörglers. Jeder Spitzenkoch, der sein Fett weg bekam, musste zugeben, dass Horrmanns feine Sensorik ein hartes, aber faires Urteil zuließ. Doch dies ließ nicht jeder auf sich sitzen. Ein anonymer Zuschauer schickte ihm eines Tages ein Buch zu – der Krimi handelte von einem ermordeten Restaurantkritiker… “Möge es Ihnen nicht ähnlich ergehen”, lauteten die Zeilen dazu. Ein anderer, namhafter Berliner Spitzenkoch drohte ihm unverhohlen mit der blanken Faust, als ihm die Kritik über sein neu eröffnetes Kreuzberger Restaurant nicht schmeckte. Es kam nicht zum Showdown; beide versöhnten sich wenig später wieder.

Wer nun zu glauben meint, dass Heinz Horrmann als Genussbotschafter täglich nur Champagner und Trüffel anfahren ließe, der irrt gänzlich. Eine ordentliche Portion Bratkartoffeln stellt ihn ebenso zufrieden. Und ein Glas Wasser. Er wurde auch schon an einer Currywurst-Bude gesichtet, allerdings bei einem TV-Dreh. Für gute Freunde ist er stets der vollendete Gastgeber, entkorkt einen feinen Tropfen Mondrachet und zelebriert die bei Paul Bocuse gelernte Kochkunst an einer feinen Trüffelsuppe mit Blätterteig-Haube, eine reduzierte Fasanenconsommé mit tüchtig Périgord-Trüffeln und einer hauchdünnen Scheibe Gänseleber.

Und in seinen zahlreichen Savoir-Vivre-Kolumnen verdeutlicht er stets mit einer guten Prise Unterhaltung die wunderbare Welt der erlesenen Genüsse – immer nah am Leser, launig verfasst,  aber mit reichlich Pfeffer zwischen den Zeilen.  Sein OEuvre an Kolumnen, Hintergrundberichten und Buchtexten ergibt ein Archiv des Savoir Vivre ohne Gleichen.

Seine Passion sind die großen Roten aus Südfrankreich, seine Leidenschaft weite Greens mit Sonne, Luft und guter Laune. Heinz Horrmann verbrachte in den letzten 20, 30 Jahren mehr Stunden in fremden Betten und auf engen Flugzeugsitzen als daheim. Bis heute reist er ungebremst um die Welt, berät zahlreiche namhafte Unternehmen und noch mehr Spitzenmanager. Für diese bisherige Leistung, die noch längst nicht sein Lebenswerk vollendete, wurde er als bislang Einziger gleich zwei Mal mit dem prestigträchtigen “Star Diamond Award” der American Academy of Hospitality Sciences ausgezeichnet. Vor Jahren wurde ihm bereits das Bundesverdienstkreuz verliehen und die traditionsreiche Brillat-Savarin-Plakette überreicht. Jeder, der Heinz Horrmann ein wenig kennt, weiß, dass er jedoch die größte Ehrung durch seine abertausenden Leser und Zuschauer erfährt – wöchentlich mit seinen Kolumnen “Horrmanns Hoteltest” in der “Welt” und “Horrmanns Gourmetspitzen” in der “Berliner Morgenpost”, mit seinen Gastronomietipps im Spreeradio Berlin oder seinem neuen Luxus-Blog bei welt.de.

TV-Karriere geht weiter
Vielen in Erinnerung ist die erste Staffel der RTL-Doku “Hotelinspektor”, in der Heinz Horrmann durchschnittliche Hotels checken musste. Es war nicht ganz seine Welt, wie ein zum Hexenhäuschen mutiertes Hotel mitten im Harz, das eigentlich nur abbruchreif war. Auch auf Mallorca musste er allen Ekel überwinden – in einer heruntergekommenen “Ballermann-Bude” sollte er nächtigen. Die im kleinen Pool schwimmende Gummipuppe war noch der lustigste Streich, der ihm da gespielt wurde. Die aus der Bettwäsche huschende Ratte war ein starkes Stück. Und der völlig verdreckte Teppich in seinem Zimmer gab ihm dem Rest – er weigerte sich seiner Budapester zu entledigen, tat kein Auge zu und zog kurzerhand mitternächtlich in eine ordentliche Herberge um. Am nächsten Morgen – er inspizierte gerade das kümmerliche Frühstücksbuffet – konnte man nur mit Mühe und Not einen rauflustigen, volltrunkenen Hotelgast von einem Angriff auf ihn abbringen.

Für eine Vox-Doku über den 800 Meter hohen Burj Khalifa in Dubai checkte er in das darin befindliche Armani Hotel. Dass er in dieser Nacht kein Auge zutun würde, war ihm vorher nicht klar. Bei all dem feinen Luxus gaben die Wasserfontänen vor dem Tower solch ein Spektakel ab, dass an Schlaf nicht zu denken war. Serviceschwächen, wie 20 Minuten auf ein Kännchen warme Milch zum Kaffee warten zu müssen, waren dagegen noch erträglich. Für seinen Film “5 Sterne sind mir nicht genug” versprach ihm eine Airline beste Behandlung, platzierte ihn jedoch beim Nachtflug nahe der unentwegt klappernden Pantry-Küche und vergaß sein Gepäck in der Vip-Lounge. So musste er seinen Hoteltest im Conrad Resort auf den Malediven ohne eigene Garderobe antreten. Verwundert darüber, dass er seine Kritik später vom Stapel ließ, dürfte man kaum gewesen sein.

Horrmann legt weltgewandt Wert auf feines blauen Tuch mit steifer Krawatte, Einstecktüchlein und Designerhemd. Das macht ihn bei zahlreichen Auftritten in ARD-Regionalprogrammen, ZDF-Kochshows sowie bei RTL und Vox unverwechselbar. Getreue Fans baten ihn schon um Nennung seiner Schneider und Einkaufsquellen, selbst für handgenähte Businessschuhe oder Nachtwäsche mit Design.

An seinem Jahrestag sitzt Heinz Horrmann wieder im Flugzeug, bereitet die nächsten TV-Auftritte vor und notiert seine Gedanken für seine zahlreichen Texte. Heinz Horrmann, wie wünschen Dir alles Gute, Kraft und beste Gesundheit zum Geburtstag!

Zum Autor: Carsten Hennig (42) ist Fachjournalist mit Schwerpunkt Hotellerie. Der Hamburger gibt die Fachdienste hottelling, HOTELIER TV, HOTEL TV PROGRAMM und kochwelt heraus.