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Hrs.de ändert Hotel-Suche: Ausgerechnet Gästebewertungen sollen Auflistung bestimmen – Hälfte der Hoteliers kämpfen mit gefälschten Hotelbewertungen

(Köln, 28. November 2012) Änderung der Vorzeichen bei der Hotelbuchung im Internet: Deutschlands führendes Hotelbuchungsportal hrs.de sieht sich dazu getrieben, die Partnerhotels nicht mehr wie bisher nach Preis aufzulisten, sondern vor allem nach Gästebewertungen. Dabei wird Hotels ein bislang rege gebrauchtes Marketingtool genommen: Es sei nicht mehr möglich, „in der Hotelliste durch erhöhte Provisionen ein besseres Ranking zu erreichen“, wird von hrs.de mitgeteilt.

Bei hrs.de wird die Hotelsuche künftig nach Gästebewertungen bestimmt (Foto: Ben Chams/Fotolia.com)
Bei hrs.de wird die Hotelsuche künftig nach Gästebewertungen bestimmt (Foto: Ben Chams/Fotolia.com)

Ausgerechnet die immer wieder in der Kritik stehenden Hotelbewertungen sollen nun maßgeblich für eine Auffindung der Hotels bei – nach eigenen Angaben – Europas größtem Hotelportal wichtig sein. „Darüber hinaus werden sie mit den Hotelbewertungen anderer Gäste sowie mehrerer Dutzend Kriterien zum Hotelangebot abgeglichen. Neben dem Preis und der Lage des Hotels sind für den Kunden vor allem hohe Kundenzufriedenheit, attraktive und vielfältige Angebote, eine ausführliche Darstellung des Hotels, flexible Buchungsbedingungen sowie eine gute Verfügbarkeit des Hauses ausschlaggebende Kriterien bei der Hotelauswahl“, so eine Mitteilung.

Unbestritten ist die Bedeutsamkeit von Hotelbewertungen für den Buchungsprozess. Neben Preis und entsprechend erstklassiger Leistung seien gute Rezensionen ausschlaggebend, sagte auch Hotelier und Marketingexperte Marco Nussbaum im Interview mit HOTELIER TV. Doch just bei den Bewertungen stellt sich die Frage nach Glaubwürdigkeit. Eine repräsentative Befragung der FH Worms legte offen, dass nahezu die Hälfte der Hoteliers in Deutschland bereits mit manipulierten und gefälschten Bewertungen zu tun hatten. Dies betrifft auch Rezensionen bei hrs.de.

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Rund ein Viertel der Befragten legten dar, dass (negative) Bewertungen offenbar von Konkurrenzbetrieben verfasst worden seien. Ein weiteres Viertel gab zu, selbst Bewertungen manipuliert zu haben. 43 Prozent der Hotels berichten von Erfahrungen von Erpressungen von Gästen, die mit einer negativen Bewertung drohten, wenn sie kein Upgrade oder ähnliches erhielten.

Bislang werden Internet-Hotelbewertungen von den meisten Deutschen (letzte Umfrage: 95%) für glaubwürdig gehalten. Zum Vergleich: In den USA hielten zuletzt nur noch 51 Prozent der Verbraucher Onlinerezensionen für vertrauenswürdig.

Ob die neue Strategie bei hrs.de Schule machen wird, bleibt zu beobachten. Offenbar sieht man bei hrs.de das Stammgeschäft mit Hotelsuche und –buchung – nach Lage und Preis – bedrängt. Bei der zunehmend mobilen Internetsuche konkurrieren Last-Minute- und Schnäppchen-Anbieter wie justbook.com oder bookitnow.com. Hrs.de reagierte hier mit dem Start der eigenen Last-Minute-App „Hotels Now“.

Die Prämisse der meisten Hotelbewertungen ergibt ein sonderbares Bild der Hotellerie: Auf Platz eins der am meisten bewertungen Hotels bei hrs.de liegt das Savoy in Köln – ein zweifellos ein gut geführtes Haus. Doch das beste (Luxus-)Hotel in der Domstadt in unbestritten das Excelsior Hotel Ernst, nur hat diese just bei hrs.de halt weniger Bewertungen. Jedoch bei den Gästen der über 100 Jahre alten Marketingkooperation Leading Hotels of the World hat das Excelsior Ernst die höchste Punktzahl erreicht – weltweit.

Die sonderbare Hotelliste der am meisten bewerteten Häuser wirft Fragen auf. Erst auf Platz sechs wird das erste Markenhotel – Radisson Blu in Leipzig – erwähnt. Und gerade für Berlin wird das Centrovital Spa & Sports Hotels als präferiert genannt – Top-Hotels wie das Adlon Berlin fehlen da gänzlich.

Wer sich auf ein Ranking der meisten Bewertungen verlässt, könnte irre geleitet werden. Nur viele Hotelbewertungen auf sich vereinen zu können, ist noch kein alleine geltendes Qualitätsmerkmal. Wenn aber dies für als Vorraussetzung bei der Hotelsuche gelten soll, könnte man auf dem Holzweg sein. Beim gerade auch in Deutschland gestarteten Google Hotelfinder geht es dagegen nachwievor um die wichtigsten Faktoren: Gutes Hotel in gewünschter Lage zum attraktiven Preis.