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Lust auf Urlaub in Österreich hält an: Zuwachs bei Ankünften und Übernachtungen – Aufenthaltsdauer kürzer – Investitionen gehen zurück

(Wien, 05. September 2013) Mit einem Anteil von rund 7,4 Prozent am Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2012 ist der Tourismus in Österreich ein wichtiger Wirtschaftszweig. Trotz der Rekordergebnisse bei Ankünften und Übernachtungen im ersten Halbjahr 2013 wankt gegenwärtig die Rolle der Branche als wichtige Konjunkturstütze der österreichischen Wirtschaft. Der Grund hierfür liegt im starken Rückgang der Investitionen. Erstmals seit Jahren stiegen die Investitionen im Tourismus geringer als in der Gesamtwirtschaft.

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Die Tourismusindustrie in Österreich erholt sich trotz der anhaltenden wirtschaftlichen Flaute in vielen Ländern Europas. Gemessen an der Zahl der Ankünfte von Gästen sowie der Übernachtungen war 2012 sogar das bisher erfolgreichste Jahr für die Branche. Gemäß Statistik Austria wurden insgesamt 131 Mio. Übernachtungen gemeldet. Das entspricht gegenüber 2011 einem Plus von 4,0 Prozent. Die Übernachtungen ausländischer Besucher nahmen um 4,8 Prozent auf 95,1 Millionen zu. Mit einem Wachstum von 1,9 Prozent auf 36,0 Millionen erreichte die Zahl der Übernachtungen inländischer Gäste sogar ein neues Rekordniveau.

Gestiegen sind die Besucherzahlen aus Deutschland (49,6 Mio. Übernachtungen, +4,7%), aus den Niederlanden (9,4 Mio., +5,5%), den USA (1,3 Mio., +6,9%) und aus dem Vereinigten Königreich (3,2 Mio., +2,5%). Aus anderen wichtigen Herkunftsländern übernachteten im Vergleich zu 2011 weniger Gäste in Österreich, so aus Italien (-3,2%), aus Frankreich (-0,9%) oder aus Dänemark (-1,2%). Hohe Zunahmen wurden insbesondere bei Ländern mit geringeren Marktanteilen wie Südkorea (+29,6%), der Ukraine (+15,6%) und der Türkei (+16,8%) registriert.

Positiv entwickelte sich im vergangenen Jahr die Zahl der Übernachtungen in Hotels, Pensionen und ähnlichen Einrichtungen. Die Statistik bestätigt den Trend zu höherwertigen Unterkünften. Vier und fünf Sterne klassifizierte Betriebe konnten mit einem Plus von 4,2 Prozent die höchsten Zuwächse erzielen, Drei-Sterne-Hotels erreichten Zunahmen von 2,2 Prozent und Zwei- beziehungsweise Ein-Stern-Betriebe 2,9 Prozent. Anbieter von Privatunterkünften mussten wie auch schon in den Jahren zuvor einen Rückgang um 0,2 Prozent verzeichnen, während private Ferienhäuser und -wohnungen hohe Übernachtungszahlen verbuchten (+5,9%). Diese insgesamt positive Entwicklung bei den Übernachtungen 2012 war in allen Bundesländern feststellbar, den stärksten regionalen Zuwachs erreichte aber Wien mit 7,6 Prozent. Im Tourismussektor Österreichs arbeiten gegenwärtig direkt oder indirekt rund 333.000 Vollzeitbeschäftigte. Das sind etwa 9,5 Prozent aller Erwerbstätigen im Land.

Tourismus als Wachstumsmotor gerät ins Wanken
Trotz Ankunfts- und Übernachtungsrekord im 1. Halbjahr 2013 hat der Tourismus seine Rolle als wichtige Konjunkturstütze der österreichischen Wirtschaft vorerst verloren. Grund hierfür ist der starke Rückgang der Investitionen in diesem Bereich. Das geht sowohl aus den von der Österreichischen Nationalbank (OeNB) veröffentlichten Daten über die Großkreditevidenz im 1. Quartal 2013 als auch aus den über die Österreichische Hotel- und Tourismusbank (ÖHT) abgewickelten Investitionskrediten ab einer Million Euro hervor. Diese brachen im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um etwa 30 Prozent ein. Damit liegen die 2013 zu erwartenden Investitionen im Tourismus hochgerechnet um 1,5 Milliarden Euro unter dem Wert von 2012. In den vergangenen Jahren bewegten sich die Wachstumsraten der Investitionen in der Tourismusbranche stets über denen in der Gesamtwirtschaft. Laut Österreichischer Hoteliervereinigung (ÖHV) müssten die Tourismusbetriebe pro Jahr zwei bis drei Milliarden Euro in Modernisierungsmaßnahmen und die Erhöhung der Qualität ihrer Angebote investieren, um im internationalen Wettbewerb mithalten zu können.

Eine Mitgliederumfrage der ÖHV hat aber ergeben, dass knapp 25 Prozent der Hoteliers weniger investieren als noch vor einem Jahr. Die Bereitschaft, mehr Investitionen zu tätigen, ist zudem um zwei Fünftel gesunken. Dieses Ergebnis präsentierte im Juni 2013 die ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer dem Tourismusausschuss im Nationalrat und stellte fest: “In den Tourismusorten stand in der Zwischensaison früher ein Baukran neben dem anderen. Jetzt sparen die Betriebe.” In der Vergangenheit sah das anders aus. Im Jahr 2005 gab es zum Beispiel einen regelrechten Investitionsboom. Das Kreditvolumen von Hotellerie und Gastronomie stieg damals binnen Jahresfrist um 12,8 Prozent und entwickelte sich um die Hälfte stärker als in der Gesamtwirtschaft (+8,5%). Mit Ausnahme von 2006 wurde im Tourismus deutlich mehr investiert als in der übrigen Wirtschaft. Selbst im Krisenjahr 2009, als das Kreditvolumen der Gesamtwirtschaft um 0,3 Prozent schrumpfte, investierte die Tourismuswirtschaft 4,4 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Die sich stetig ändernden Rahmenbedingungen und der globale Wettbewerb erfordern jedoch zukünftig wieder eine höhere Innovationsbereitschaft zur Schaffung konkurrenzfähiger Angebote. Ein besonderes Augenmerk soll beispielsweise auf “EU 2020”-relevante Themen wie Ressourcen- und Energieeffizienz (nachhaltige Mobilität), Anpassung an den Klimawandel, die Qualifizierung von Beschäftigten, Barrierefreiheit und den Zugang zu sozialen Infrastrukturen/Dienstleistungen im Tourismus gerichtet werden. Auch die Aufbereitung und Vermarktung touristischer Angebote (E-Tourismus) gewinnt weiter an Bedeutung und wird zu einem entscheidenden Faktor für den Wettbewerb.