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Massenanfall von Verletzten – Der richtige Umgang mit Verletzten im Katastrophenfall muss auch im Hotel geübt werden

(Bonn, 08. Oktober 2013) Bei einer Großveranstaltung kann es schnell passieren: Plötzlich sind mehrere hundert Gäste zu versorgen, sei es infolge von Vergiftungen, schweren Erkrankungen oder von einem Feuer. Der Umgang mit einem sog. Massenanfall von Verletzten (MANV) muss auch in Hotels und Veranstaltungszentren geübt werden. Darauf wies der auf Hotels spezialisierte Sicherheitsberater Ulrich Jander bei einer Tagung des Bundesinnenministeriums gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Katastrophenmedizin in Bonn hin.

Der richtige Umgang und die Versorgung der Betroffenen stellt Hotelbetreiber und Eventveranstalter schnell vor große Hürden. „Wie organisiert man eine geordnete Evakuierung, bei der sich kein Gast verletzt? Wohin werden die Verunfallten gebracht und gesammelt? Wie stellt man die Sicherheit am Sammelplatz sicher?“ – dies sind nur einige Fragen, auf die Hotelsicherheits-Experte Jander hinweist. Bei Brand- und Katastrophenfällen sind bei Events rasch mal 200 Gäste in Sicherheit zu bringen, gibt er zu bedenken. In großen Tourismusanlagen müssen sogar im Falle des Falles mehrere tausend Gäste, darunter viele Kinder, in Sicherheit gebracht werden.

„Viele Betreiber von Hotels sowie Tourismus- und Freizeitanlagen sind auf Evakuierung mit vielen hundert oder tausend Betroffenen nach wie vor gar nicht vorbereitet“, lautet sein erschreckendes Resümee. Immer wieder erntet der Sicherheitsexperte bei den von Versicherungen und Banken beauftragten Begehungen ratlose Blicke auf seine Fragen nach Evakuierungskonzepten und MANV-Plänen. Jander weist seit über 15 Jahren unermüdlich auf die Gefahrenpunkte hin. Daß diese schnell zur Realität werden können, zeigen Katastrophenfälle wie die Massenpanik bei der „Love Parade“ 2010 in Duisburg, bei der 21 junge Menschen ums Leben kamen und über 500 verletzt wurden, oder ein übler Partyscherz bei einer großen Abifeier in Kronberg, bei der 400 Schüler verletzt wurden. Immer wieder kommt es auch bei Hotelevakuierungen zu Verletzten wie zuletzt in Freiburg/Breisgau, als ein Gast unglücklich stürzte.

Auch das Bundesamt für den Bevölkerungsschutz (BBK) schreibt sich dieses Thema auf die Fahnen. Jander, der aus dem Bereich der Notfallmedizin kommt, hat in seinen Fachartikeln bereits häufiger auf das Thema Anschläge und kritische Infrastrukturen hingewiesen. Der Medizinische Katastrophenschutz und der Massenanfall von Erkrankten ist im Bundesland Hessen optimal durch die gesetzlichen Grundlagen geregelt. Doch auf dem flachen Land sei noch viel Arbeit zu erledigen. „Es kann nicht sein, dass bei einem Massenanfall Patienten über hunderte Kilometer durch die Landschaft transportiert werden, bis ein Krankenhausbett gefunden wird“, so Jander. Hier sei die Politik gefordert, aber auch die Hotelbetreiber und Eventveranstalter. „Grundlage ist hier die Erstellung einer Gefährdungsanalyse gleichzeitig mit der Überprüfung des Alarmplans, der ja gemäß den ASR 2.3 auch mindestens einmal jährlich geübt werden sollte“, konstatiert Jander.