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Russland schreibt erste Projekte für Tourismuszonen aus

Quelle: bfai – Von Gerit Schulze

Planer und Architekten gesucht / Zahl der ausländischen Besucher sinkt

Russland macht Tempo beim Aufbau von Tourismus-Sonderwirtschaftszonen (SWZ). Wie das Wirtschaftsministerium Mitte April 2008 mitteilte, laufen ab sofort die Ausschreibungen für Planungsarbeiten in fünf Gebieten. Moskau muss sich beeilen, um beim Fremdenverkehr international nicht den Anschluss zu verlieren. Allein 2007 ist die Zahl der Auslandsbesucher um 9% auf 2,2 Millionen gesunken. Fehlende Hotels, schlechte Infrastruktur und die Sicherheitslage schrecken Besucher ab.

Schwarzmeerküste, Baikal, Wolga und Karelien, dazu die prächtigen Städte des Goldenen Rings sowie die Metropolen Moskau und Sankt Petersburg – Russland müsste eigentlich ein Top-Urlaubsziel für Reisende aus aller Welt sein. Statt dessen lockt das Land gemessen an seinem Potenzial nur wenig Urlauber an. Die Zahl der ausländischen Touristen ist 2007 um 9% auf 2,2 Millionen zurück gegangen.

Bei einem Rating des Weltwirtschaftsforums in Davos hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit im Tourismussektor landete Russland zuletzt nur auf Platz 64 von 130 untersuchten Staaten (Plätze 1 bis 3: Schweiz, Österreich, Deutschland). Besonders schlecht schnitt Russland bei den Punkten Verkehrsinfrastruktur, Hotelkapazitäten und Sicherheit (Kriminalität, Verkehrsunfälle, geringe Polizeieffizienz) ab. Insgesamt biete Russland schlechte Voraussetzungen für die Entwicklung des Fremdenverkehrs. Der Eigentumsschutz für ausländische Investoren sei gering und die Visabestimmungen für Besucher zu kompliziert, kommentiert der Bericht zu globalen Urlaubszielen, der zusammen mit dem Welttourismusrat WTTC und der Luftverkehrsvereinigung IATA erstellt wurde.

Doch das alles soll nun anders werden. Mit der Einrichtung von sieben Sonderwirtschaftszonen in für den Tourismus attraktiven Regionen will Moskau zeigen, dass ihm die Entwicklung des Fremdenverkehrs durchaus am Herzen liegt. Bereits 2006 wurden dafür die Gebiete Burjatien und Irkutsk (Baikalsee), Stawropol (Heilbad Grand Spa Jutsa), Krasnodar (Schwarzmeerküste), die Republik Altai (Gebirgstourismus, Extremsport) und Kaliningrad (Ostseeküste) ausgewählt. Investoren bekommen Ermäßigungen bei der Gewinnsteuer und einen befristeten Erlass der Boden- und Vermögensteuer eingeräumt.

Für die ersten fünf Objekte hat die Verwaltung der Sonderwirtschaftszonen Mitte April 2008 Ausschreibungen für Planungs- und Architekturdienstleistungen gestartet. Bei den Planungen sollen Belange der Archäologie, Geodäsie, Ökologie und Strahlung berücksichtigt werden. Konkret geht es um den Aufbau von Verwaltungs- und Wirtschaftsgebäuden in den Touristikzonen Burjatien, Stawropol, Krasnodar und Altai.

Die Tenderinhalte können im Internet unter www.oao-oez.rosoez.ru/news/competitions eingesehen werden. Auf dem offiziellen Ausschreibungsportal der russischen Regierung ( www.zakupki.gov.ru) gibt es per Download die kompletten Unterlagen. Bis 14.5.08 müssen die Angebote bei der OAO Osobye ekonomitscheskie sony (siehe Kontaktanschrift) eingereicht werden.

Im Altai-Gebirge sollen in diesem Jahr umgerechnet rund 15 Mio. Euro in erste Arbeiten beim Aufbau der Tourismus-Infrastruktur am Projekt “Birjusowaja Katun” gesteckt werden ( www.bkatun.ru). Insgesamt sind dort fast eine halbe Milliarde Euro für einen Sport- und Erholungskomplex in den Bergen geplant. Der Schwarzmeerkurort Anapa, in dem ebenfalls eine Tourismus-SWZ eingerichtet wird, rechnet mit 2 Mrd. Euro Investitionen. Die Bauarbeiten sollen dort 2009 beginnen.

Insgesamt hat der Tourismussektor in Russland erst einen Anteil von unter 2% am Bruttoinlandsprodukt. Zwar sind die Russen sehr reisefreudig, doch bislang verbringen sie ihren Urlaub am liebsten im Ausland. Die Zahl der Auslandsreisen ist 2007 um ein Fünftel auf 9,4 Millionen gestiegen, während umgekehrt das Interesse ausländischer Gäste an Russland sinkt. Die russische Reisebranche ist dennoch ein Boomsektor. Laut Tageszeitung Kommersant konnten die 50 größten Anbieter ihren Umsatz 2007 um 73% auf 5,2 Mrd. US$ steigern. Hauptsächlich mit dem Verkauf von Auslandsreisen.

Touristenströme von und nach Russland
2006 2007 Veränderung in %
Zahl der ausländischen Touristen in Russland (in 1.000) 2.433 2.214 -9
..davon aus Deutschland 329 346 5
..aus den USA 225 172 -23
..aus der VR China 157 130 -18
..aus Finnland 148 153 3
..aus Großbritannien 124 131 5
Zahl russischer Touristen im Ausland (in 1.000) 7.753 9.369 21
..davon in der Türkei 1476 1923 30
..in der VR China 1307 1652 26
..in Ägypten 903 1255 39
..in Finnland 563 657 17
..in Deutschland 226 231 2
Quelle: Föderale Agentur für Tourismus (Russiatourism)

Russlands größte Tourismus-Unternehmen

Unternehmen / Webseite Umsatz 2007 in US$ Zuwachs zu 2006 in %
Intourist / www.intourist.ru 525 55
Natalie Tours / www.natalie-tours.ru 475 64
TEZ Tour / www.teztour.ru 425 44
S7 / www.s7.ru 408 k.A.
Newa / www.nevatravel.ru 377 68
Inna Tour / www.inna.ru 365 14
Kapital Tour / www.capital-tour.ru 359 104
OTI Russia / www.otigroup.net 294 126
PAC Group / www.pac.ru 144 12
Intaer / www.intaer.ru 134 k.A.

Quelle: Tageszeitung Kommersant vom 18.3.08
Kontaktanschriften

OAO Osobye ekonomitscheskie sony
(verwaltet die Entwicklung der russischen Sonderwirtschaftszonen)
Ansprechpartnerin: Natalja Igorewna Jewgraschina
125009 Moskau, Twerskoi bulwar 6
Tel.: 007 495/645 26 90, Durchwahl: -2053, Fax: -291 35 60
E-Mail: [email protected], Internet: www.oao-oez.rosoez.ru
Federalnoje agenstwo po turismu Rossiskoi Federazii
(Föderale Tourismusagentur der Russischen Föderation)
107084 Moskau, uliza Mjasnitzkaja 47
Tel.: 007 495/607 78 97
E-Mail: [email protected], Internet: www.russiatourism.ru