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„The Job of my Life“ – Wie spanischer Nachwuchs das Gastgewerbe neu beflügelt

Kellenerin - Service - Restaurant - Tisch - Mineralwasse - Reiner Pfister

(Hamburg, 19. August 2014) „Viva España“ heißt es seit Ende Mai in drei Gastbetrieben in Schleswig-Holstein: Der Gasthof Leesch, Kolles Alter Muschelsaal sowie Gasthof Oldenwöhrden in Dithmarschen setzt auf junge Mitarbeiter aus Spanien. Mit ihnen kommt mediterrane Lebensfreudein das Gastgewerbe. Sie haben überwiegend Abitur, doch in der Heimat kaum Chancen auf eine solide Ausbildung aufgrund der bis zu 50 Prozent hohen Arbeitslosenquote. Mit dem Projekt „The Job of my Life“ kamen sie nach Deutschland.

Juan Carlos aus Spanien will in Deutschland Restaurantfachmann werden (Foto: H.Leesch)
Juan Carlos aus Spanien will in Deutschland Restaurantfachmann werden (Foto: H.Leesch)

„Wir wagen uns auf fremdes Terrain, um unsere Berufschancen entscheidend zu verbessern“, erklärte Marc Sarriera, der zusammen mit Juan Carlos Martinez im Gasthof Leesch in Reinsbüttel ein dreimonatiges Praktikum absolviert: „Deutschland ist ein sehr schönes Land und die Menschen hier sind sehr aufmerksam. Auch die Kollegialität ist sehr gut und unsere Chefs gehen rücksichtsvoll mit uns um.“ Sein spanischer Kollege Juan Carlos ergänzt das positive Bild: „Wir arbeiten in einem eleganten Restaurantbetrieb, wo uns die Arbeit sehr gefällt. Aber natürlich vermissen wir ein wenig unsere Familien, Freunde und unser Land.“

Von links: Juan Carlos, Familie Leesch und Marc Sarriera (Foto: H. Leesch)
Von links: Juan Carlos, Familie Leesch und Marc Sarriera (Foto: H. Leesch)

Das Projekt „The Job of my Life“ ist eine Initiative der IHK,  Zentrale Auslands-und Fachvermittlung (ZVA), und dem Dehoga Dithmarschen.  Anfang des Jahres reiste eine Delegation aus Dithmarschen nach Barcelona, um erste Kontakte zu den Bewerbern zu knüpfen. Sie müssen mindestens 18 Jahre alt sein und werden vor ihrem Praktikum bereits in Deutsch unterrichtet. Hannelore Leesch, Landesausbildungswartin beim Dehoga Schleswig-Holstein, ist total begeistert von ihren beiden Nachwuchskräften: „Marc ist 23 Jahre alt und unterstützt unsere Küchencrew, der 24-jährige Juan Carlos hilft im Service. Beide sind hoch motiviert, lernwillig und sehr aufnahmefähig. Unsere Gäste sind von ihrer Hilfsbereitschaft und Höflichkeit angetan und unsere Mitarbeiter freuen sich über den internationalen Kulturaustausch. Sie unternehmen in ihrer Freizeit auch gern alle etwas zusammen. Marc und Juan Carlos können bei uns kostenfrei essen, und wir stellen ihnen Fahrräder zur Verfügung. Gelegentliche Sprachschwierigkeiten überbrücken wir durch eine in der Umgebung wohnende Argentinierin.“  

Während des Praktikums gibt es zweimal in der Woche in der Volkshochschule in Heide einen Deutsch-Intensivkurs. Dabei werden auch Ausflüge in die Region gemacht, um Leben und Kultur kennenzulernen. Wir Ausbildungsbetriebe suchen für die Praktikanten möblierten und bezahlbaren Wohnraum in der nahen Umgebung. Über das Sonderprogramm „MobiPro-EU“ werden der Sprachkurs, die Wohnbeihilfe, Hin- und Rückflug sowie Taschengeld gezahlt. 200 Euro pro Monat und Praktikant kommen auf den jeweiligen Betrieb zu. „Bevor die Spanier am 17. August zurück nach Barcelona fliegen, müssen sie und der Betrieb entscheiden, ob es zu einem Drei-Jahres-Ausbildungsverhältnis kommt, das dann regulär am 1. September beginnt“, erklärt Hannelore Leesch und würde sich freuen, wenn Marc und Juan Carlos im Gasthof Leesch lernen würden.

Fast wäre das Projekt „The Job of my Life“ gescheitert, weil ein negativ behafteter Film über die Behandlung von ausländischen Praktikanten in Mecklenburg-Vorpommern im Web kursiert.  Das erfolgsversprechende Projekt in Dithmarschen wird weitergeführt. Hannelore Leesch würde sich sehr freuen, wenn sich weitere Dehoga-Mitglieder für die Aufnahme von Praktikanten als spätere Lehrlinge entscheiden. „Wer Personal aus dem Ausland aufnehmen möchte, sollte Anfangs mit mehr Zeit für die Integration rechnen und auch gewillt sein, den jungen Menschen soziale und fachliche Unterstützung zu geben. Aber es lohnt sich – auch für den eigenen Betrieb. Wir erleben nur Positives durch unsere beiden Spanier, die mit großer Dankbarkeit und Arbeitswillen ans Werk gehen“, erklärt die Ausbildungswartin.