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Tourismus im Baltikum im Aufwind – Neue Hotels benötigt – Immer mehr Besucher aus dem Ausland auch in Lettlands Hauptstadt Riga

Hilton Hotel Tallinn: Eröffnung des 202-Zimmer-Tophotels mit großem Casino ist Anfang 2016

(Riga/Lettland, 19. August 2014) Der Tourismus ist ein wichtiger Motor für Einkommen und Beschäftigung im Baltikum. Estland, Lettland und Litauen haben im vergangenen Jahr deutlich mehr Gäste begrüßen können als noch im Jahr 2012. In den kommenden zehn Jahren wird die Branche jüngsten Analysen zufolge überdurchschnittlich wachsen. Als ausbaufähig gilt zum Beispiel der Kongresstourismus. Dank der zuletzt guten Entwicklung gibt es inzwischen wieder einige Investitionsvorhaben. Laut tophotelprojects.com entstehen in Lettland, Estland und Litauen derzeit sechs neue, große Hotels.

Hilton Hotel Tallinn: Eröffnung des 202-Zimmer-Tophotels mit großem Casino ist Anfang 2016
Hilton Hotel Tallinn: Eröffnung des 202-Zimmer-Tophotels mit großem Casino ist Anfang 2016

Aufwind für den Tourismus im Baltikum: In den kommenden zehn Jahren bis 2024 wird die Reisebranche in Estland per anno um 3,7 Prozent, in Lettland um 5,8 Prozent und in Litauen real um 5,2 Prozent zulegen. Damit liegt das Baltikum über dem durchschnittlichen weltweiten Wachstum von jährlich 4,0 Prozent, erwarten die Analysten des World Travel & Tourism Council (WTTC) in ihrer jüngsten Prognose.

Bereits im vergangenen Jahr ist die Reisebranche kräftig gewachsen. Doch lauern aktuell Gefahren für den Tourismus in der Region: Angesichts der Ukraine-Krise ist die Verunsicherung bei Gästen nicht nur aus dem außereuropäischen Ausland spürbar. Hinzu kommen der schwache Rubel und die schleppende Entwicklung der Konjunktur in Russland. Es ist zu erwarteten, dass das Geschäft mit der großen Zahl der Reisenden aus Russland, die das Baltikum besuchen, einen Dämpfer erfährt.

Was die Attraktivität der Tourismusbranche betrifft, hat das Baltikum Potenzial nach oben. Auf der Weltrangliste zur Wettbewerbsfähigkeit der Reise- und Tourismusbranche 2013 des Weltwirtschaftsforums in Davos rangiert Estland auf Platz 30 von 140 Ländern. Lettland und Litauen finden sich auf den Positionen 48 und 49.

Der Davoser “Travel & Tourism Competitiveness Report”, der alle zwei Jahre erscheint, bescheinigt der baltischen Tourismusbranche sehr gute Noten in punkto Umweltverträglichkeit und Sauberkeit. Deutlich schlechter sieht es beim Thema internationale Flugverbindungen aus. Hier ist Estland auf Rang 87 weit abgerutscht, Lettland und Litauen finden sich auf den Plätzen 40 und 75. Das geht aus dem “Global Competitiveness Report 2013-2014” hervor, den das Weltwirtschaftsforum jährlich aktualisiert.

Ein Grund für die schlechte Fluganbindung des Baltikums ist die verlustreiche Estonian Air. Die Luftverkehrsgesellschaft hat 2013 nur noch gut 0,5 Millionen Passagiere befördert, fast 40% weniger als 2012, das Streckennetz war ausgedünnt worden. Auch in Lettland musste der nationale Carrier Air Baltic verstaatlicht werden. Zuletzt aber haben beide Gesellschaften ihr Streckennetz, zum Beispiel nach Deutschland, wieder ausgeweitet. Darüber hinaus baut Lettland den Riga International Airport mit EU-Fördergeldern in Höhe von 95 Mio. Euro aus. Das große und moderne Zentrum für VIP-Reisende konnte bereits eröffnet werden.

Mit 5,7 Millionen Übernachtungen hat der estnische Tourismussektor unter den baltischen Staaten die meisten Buchungen im Jahr 2013 gezählt. Das liegt vor allem an der großen Zahl finnischer Gäste, die meist aus dem nur 80 Kilometer von Tallinn entfernten Helsinki kommen. Deutschland rangiert, was die Zahl der Übernachtungen betrifft auf Platz vier. Weiterhin steigend sind auch die Besuche aus Russland, berichtet das nationale Statistikamt im August 2014.

Der nationale Entwicklungsplan für den Tourismus 2014 bis 2020 sieht Investitionen der öffentlichen Hand in die Branche in Höhe von 123 Mio. Euro vor. Auf der Agenda stehen die Unterstützung für den Bau eines Konferenz- und Ausstellungszentrums, die Etablierung eines Netzwerkes für die vielen kleinen Häfen sowie Attraktionen für den Familientourismus.

In Lettland dominieren russische Besucher
In Lettland haben die Übernachtungen 2013 um 6,4 Prozent auf fast 3,8 Millionen zugelegt. Nach wie vor steigen die Besuche aus Russland deutlich, in 2013 um mehr als 33 Prozent, dies liegt vor allem daran, dass es nach wie vor eine sehr starke russische Minderheit im Land gibt. Deutschland ist, was die Zahl der ausländischen Übernachtungen betrifft auf Rang zwei – nach Russland – aufgerückt.

Insgesamt steigen die Investitionen in baltische Tourismusimmobilien weiter, erwartet der Immobilienmakler Colliers in seinem Marktbericht für das Baltikum 2014. Als Kulturhauptstadt Europas 2014 lockt die lettische Hauptstadt Riga in diesem Jahr zusätzliche Touristen, als jüngstes Euromitglied zusätzliche Investoren, schreibt Colliers im “Real Estate Market Overview 2014 – Latvia, Lithuania, Estonia”. Die Übernachtungspreise in Riga gehören zu den günstigsten unter den europäischen Hauptstädten.

Im Jahr 2013 wurden zwei Vier-Sterne Hotels in der Altstadt Rigas eröffnet, das Astor mit 60 und das Wellton Centrum mit 120 Zimmern. In 2014/15 sind mindestens drei weitere Hotels geplant, unter anderem ein weiteres Wellton sowie ein Mercure. Das FG Royal hat einen Investor aus Aserbaidschan gefunden. Colliers erwartet – wohl mit Blick auf Mariott und Sheraton -, dass eine weitere internationale Hotelkette den Markteintritt in diesem oder im nächsten Jahr realisiert.

Euro-Einführung beflügelt auch den Tourismus in Litauen
Litauen wird zum Jahreswechsel 2014/2015 den Euro einführen, ein Schritt, der Investoren ins Land zieht. Darüber hinaus konnte die EU-Ratspräsidentschaft in der zweiten Jahreshälfte 2013 den Konferenzmarkt beflügeln. Die Louvre Hotelgruppe hat – wie angekündigt – 2013 das Campanile am Flughafen eröffnet, lokale Ketten sind jetzt mit dem Europa City Aurora in Klaipeda (144 Zimmer) und den Amberton Green Apartments in Palanga (59 Zimmer) präsent. Es gibt Colliers zufolge Pläne der internationalen Hotellerie neue Häuser zu eröffnen oder alten zu neuem Glanz zu verhelfen. Konkreter aber sind Projekte in Tourismusressorts, zum Beispiel ein Ethno-Dorf am Strand von Zibininkai bei Palanga. Auch neue Wellness und Spa-Zentren stehen hoch im Kurs.

Nach mehr als drei Jahren Stillstand hat mit dem L’Erimitage erst im Dezember 2013 wieder ein Haus seine Tore in Estlands Hauptstadt Tallinn geöffnet. Auch die Hilton Kette will in Estland einsteigen. Sie plant bis 2016 die Eröffnung eines Konferenz-Hotels inklusive Spa mit mehr als 200 Zimmern. Bis Ende 2015 soll das Reval Park Hotel abgerissen und durch einen 13-stöckigen Neubau ersetzt werden. Auf der anderen Seite hat sich die schwedische Hotelkette Scandic aus Estland zurückgezogen. Das von ihr betriebene traditionsreiche Palace Hotel wurde von dem estnischen Immobilienfonds Eften Kinnisvarafon übernommen.

Laut World Travel & Tourism Council entfielen in Estland 2013 gut 22 Prozent der Brancheneinnahmen auf Geschäftsreisen, in Lettland waren es gut 17 Prozent und in Litauen knapp 19 Prozent. Der Rest kommt durch den Ferientourismus zustande. Bei den Geschäftsreisen liegt das Baltikum unter dem europäischen Durschnitt von rund 23 Prozent. Die Länder könnten den Kongresstourismus besser vermarkten, sagen Branchenkenner. Mit ihren zum Weltkulturerbe zählenden Hauptstädten Tallinn, Riga und Vilnius und traditionsreichen Seebädern haben sie viel Potenzial.