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Wege aus der Burn-Out-Falle: Corporate Social Responsibility (CSR) – Kostenfaktor oder Wettbewerbsvorteil?

Ein Gastbeitrag von Ferenc von Kacsóh

Ferenc von Kacsóh
Ferenc von Kacsóh

Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) stellen einen Großteil der Ausbildungs- und Arbeitsplätze im Gastgewerbe und stehen zugleich im Wettbewerb mit der Industrie, die sie beliefern. Die private Hotellerie und Gastronomie ist davon besonders betroffen. Darüber hinaus sind viele Mittelständler so sehr im Tagesgeschäft gefangen, dass der notwendige Blick über den Tellerrand viel zu selten geworden ist, insbesondere auf soziale Themen. Mit diesem Artikel möchte ich Ihren Blick auf einen Bereich richten, dem wir in unserem leistungsmaximierten Alltag viel zu wenig Beachtung schenken.

Kunden des Mittelstandes erwarten heute schon stillschweigend, daß ihre Geschäftspartner und Arbeitgeber in puncto Ökologie und Ökonomie bereits gut aufgestellt sind. Nun fragen sie aber auch immer kritischer und ganz konkret nach, wie es um die soziale Verantwortung bestellt ist. Zugegebenermaßen ist es oft genug nur ein Vorwand, um Preise zu drücken oder ein längst fälliges Ende der Geschäftsbeziehung einzuleiten – manche interessiert es aber wirklich. Aber auch potentielle zukünftige Mitarbeiter stellen sehr ähnliche Fragen, informieren sich und entscheiden so, ob sie bei Ihnen sich überhaupt bewerben. Für die KMU wächst also von außen, derzeit noch vielfach unbemerkt oder unterschätzt, eine Anforderung heran, die zunehmend einen direkten Zusammenhang mit ihrer Konkurrenzfähigkeit und Akzeptanz im Markt und als Arbeitgeber aufweisen wird.

Terminhinweis:
Impulsvortrag von Ferenc von Kacsóh am 12. September 2013, 18 Uhr
Saal des Wirtschaftsreferats der Landeshauptstadt München, Herzog-Wilhelm-Straße 15 in 80331 München
Co-Referentin: Ines Schultz, Corporate Help (Hamburg)/UNICEF Deutschland

Doch Vorsicht: einfach nur ein „Compliance-Regelwerk“ zu implementieren, und es scharf zu kontrollieren bedeutet, das Pferd von hinten aufzuzäumen, und wäre auch vom Anliegen her zu kurz gesprungen. Auch wer CSR-Maßnahmen im Betrieb implementiert, nur um ein Feigenblatt zu haben, wird scheitern. Völlig zu Recht wird dieses Verhalten als „Greenwashing“ gebrandmarkt. CSR muß also von der Unternehmensleitung mit Überzeugung vorgelebt werden, um glaubwürdig und produktiv zu sein. Wenn Sie von der Sinnhaftigkeit nicht persönlich überzeugt sind, lassen Sie es lieber.

Denn, um es auf einen kurzen Satz zu bringen: bei CSR geht es nicht darum, mit den erwirtschafteten Gewinnen Gutes zu tun, sondern darum, diese Gewinne unter dem Aspekt der sozialen unternehmerischen Verantwortung zu erwirtschaften. Es geht also um die soziale Dimension einer nachhaltigen Unternehmensführung.

Was ist nun diese soziale Verantwortung? Was kostet sie, und was erreichen Sie damit?

Um den Kern von CSR darzustellen, zitiere ich gerne einen der großen Hoteliers, der die Dienstleistungsphilosophie seines Unternehmens mit den Worten beschrieb: „We are Ladies and Gentlemen – serving Ladies and Gentlemen.“ In den bald 30 Jahren meiner Tätigkeit in der Hotellerie und als Dienstleister haben mich leider erst wenige überzeugen können, daß sie diesen Satz wirklich verstanden haben – oder ihn gar leben. Er setzt nämlich voraus, daß die Mitarbeiter eine innere Haltung als „Lady“ oder als „Gentleman“ für sich als Person gewonnen haben, sich also selbst als solche wertschätzen (können). Der logische Umkehrschluss lautet daher: Wie soll jemand, der sich selbst nicht wertschätzt, andere wertschätzen können, oder von anderen Wertschätzung erfahren?

Was ist nun ein „Burn Out“? Zunächst gibt es nach der WHO keinen Burn Out, zumindest nicht als alleinige Diagnose. Die WHO definiert Burn Out als Zusatzdiagnose bei den „allgemeinen Schwierigkeiten der Lebensbewältigung“. Für mich ist das eine sehr zynische Ohrfeige für alle Betroffenen.  Unter all den Definitionen, die bekannt sind, ist die von C. Maslach die bisher schlüssigste: „Burn Out ist ein Zustand völliger geistiger, seelischer und körperlicher Erschöpfung und Erstarrung.“ Derzeit sind diesem Phänomen etwa 160 Symptome zugeordnet – und all diese Symptome können auch bei anderen Erkrankungen auftreten. Nachfolgend einige Frühwarnsignale, an denen Sie erkennen können, daß Sie oder ein Mitarbeiter auf einen Burn Out zusteuern:

  • plötzlich auftretende, sich häufende Unpünktlichkeit
  • Häufung von Flüchtigkeitsfehlern
  • sinkendes Engagement
  • geringere Kreativität
  • schneller reizbar und ungeduldig
  • lacht merklich weniger als früher und isoliert sich aus dem Team

Menschen, die diese Frühwarnsignale beobachten, ob an sich selbst oder an anderen, sollten sich Unterstützung holen. Es ist Teil Ihrer Fürsorgepflicht als Arbeitgeber und als Führungskraft, hier zeitnah einzugreifen!

Wie kann CSR in der betrieblichen Wirklichkeit aussehen? Konkrete Punkte und Herausforderungen sind die von Politikern vielbeschworene Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Teilzeit- und Home-Office-Arbeitsplätze, Sabbatical-Zeiten, Lehrgänge, Betriebssport, betriebliche Verpflegung u.v.m. Um diese Punkte mit Leben zu erfüllen, bedarf es allerdings einer unternehmerischen Vision, wie das Unternehmen für eine positive Zukunft ausgerichtet sein soll. Und es bedarf Führungskräfte, die bereit sind, diesen Weg mitzugehen, und kreativ unternehmenskompatible Lösungen zu finden.

Natürlich: die Ergebnisse zeigen sich nicht von heute auf morgen. Vielmehr handelt es sich um einen kontinuierlichen Prozess der gemeinesamen Entwicklung von Unternehmensführung und Mitarbeitern. Und, ja: wie jede Investition verursacht CSR zunächst einmal Kosten: es kommt ein Berater ins Haus, hält vor den Führungskräften einen Impulsvortrag oder mit diesen einen Workshop, erarbeitet ein Konzept, das wird implementiert, die Mitarbeiter, ggf. der Betriebsrat müssen auf die Reise mitgenommen werden.

Doch die Ergebnisse sprechen für sich: In Zeiten, die von Fachkräftemangel und Migration geprägt sind, wo Abwerbungsagenturen sich der Hochkonjunktur erfreuen und der Trennungskriminalität Vorschub leisten, schaffen KMU mit einer gelebten CSR die Trendwende: Mitarbeiter, die echte Wertschätzung für ihre Arbeit und Anerkennung ihrer Erfolge erfahren, stehen loyaler zum Unternehmen, und sie betreiben eine positive Imagewerbung: alleine dadurch, daß Ihre Mitarbeiter Positives über Sie als Arbeitgeber erzählen, heben Sie sich mit Ihrem Unternehmen schon von den Mitbewerbern ab. Darüber hinaus sinken die Krankenstände, die Produktivität steigt, und neben dem Betriebsergebnis verbessert sich auch das Betriebsklima. Im Idealfall fasst ein Compliance-Regelwerk dann nur noch zusammen, was ohnehin gelebt wird.

Der Autor dieses Gastbeitrages ist Hotelmeister, Mentaltrainer und Coach, sowie Burn-Out-Berater. Er betreibt in München eine Fachpraxis für BurnOut-Beratung, -Prävention und Coaching, und berät Unternehmen zur Konzeption und Implementierung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements. Nächster Impulsvortrag: 17.07.2013 um 15h in München-Sendling.
eMail: [email protected]
Telefon +49 (0)173 3732602